Künstler | The Beatles | |
Album | Magical Mystery Tour | |
Label | EMI | |
Erscheinungsjahr | 1967 | |
Bewertung |
Hätte es in den 60ern schon MTV gegeben, wären uns so alberne Filmchen wie Help!, A Hard Day´s Night oder eben die Magical Mystery Tour wahrscheinlich erspart geblieben. Doch 1967 hatten Beatles noch keine anderen Möglichkeiten, ihre Ideen nicht nur akustisch, sondern auch visuell zu verwirklichen.
So wurde erneut ein Film gedreht. Das lag nicht nur daran, dass ihnen reichlich Kostüme, Schauplätze und Bilder im Kopf herumspukten, sondern auch daran, dass sie nicht mehr live auftraten, den Fans aber dennoch etwas für das Auge bieten wollten und einen Ausgleich zur Studio-Tüftelei brauchten.
Wie bei den Plattenaufnahmen, so galt auch hier: anything goes. „Es gab kein Drehbuch für Magical Mystery Tour, für so eine Art Film braucht man kein Drehbuch. Es war nur eine irre Idee. Wir sagten jedem: Sei Sonntagmorgen am Bus“, erinnert sich Paul. Das kreative Chaos hatte seine Momente, ließ das Publikum aber verwirrt bis enttäuscht zurück. „Die Leute hassten den Film. Er gab allen die Gelegenheit zu sagen: Sie sind zu weit gegangen. Wer glauben die, wer sie sind? Was soll das bedeuten?“, bringt Ringo die Reaktionen auf den Punkt. Typischer Fall: die Produktion ein Riesenspaß, die Rezeption nicht halb so sehr.
Das trifft zum Teil auch auf den Soundtrack zu. Zwei Ausfälle und zwei mediokre Stücke hatte man auf einem Beatles-Album schon lange nicht mehr gefunden. Das quasi-instrumentale Flying ist nur überflüssig. George Harrisons Blue Jay Way fügt Tomorrow Never Knows nichts Essenzielles mehr hinzu.
Auch Baby You´re A Rich Man gehört sicher nicht zu den größten Beatles-Momenten, hat aber wenigstens einen feinen Beat zu bieten. Eben der rettet auch den zum Schluss etwas zerfahrenen Titeltrack. Ringo tritt nicht auf die Fußmaschine, er tritt aufs Gaspedal, auch der Refrain ist unwiderstehlich.
Der Rest hat die gewohnte Beatles-Klasse, manchmal sogar mehr. Pauls bezauberndes Fool On The Hill, superb gesungen und mit himmlischen Bläsern und Flöten. Die faszinierende Revue Your Mother Should Know. Natürlich Johns unfassbares I Am The Walrus, mit verzerrtem Gesang und sagenhaftem Arrangement. Der Text wurde immer wieder seziert und interpretiert, dabei betonte John Lennon doch stets, dass der ganze Song pure Ironie ist. Er wollte einfach mal solche Pseudo-Lyrik machen wie Bob Dylan. Expert texpert choking smokers / don´t you see the joker laughs at you?
Die nicht im Film enthaltene B-Seite des Albums ist die bessere. Die Single Hello Goodbye, nicht nur ein Glanzstück, sondern eine Perle. Alles passt, und es passt auch noch zusammen. Noch besser: Strawberry Fields Forever, eine ihrer besten Kompositionen und vielleicht der späte-Beatles-Prototyp überhaupt. Rückwärtspassagen, feine Bläser- und Streichersätze, psychedelische Lyrik, perfekte Harmonies.
Wie sicher und reif die immer noch blutjungen Beatles damals waren, beweist auch Penny Lane. Eine Kindheitserinnerung, die tatsächlich die Unbeschwertheit zelebriert. Das Trompetensolo ein Traum und der Moment, wenn sich die Orgel mit hohen Tibias zum Gesang gesellt: göttlich. Viel einfacher in der Komposition und doch kaum weniger wirkungsvoll der Rausschmeißer All You Need Is Love, mit fast unmerklichen Taktwechseln, brillanten Streichern und dem Glaubensbekenntnis der Fab Four zu dieser Zeit: There´s nothing you can do that can´t be done.
Take a trip back in time! Der Original-Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=HYa3iwtFFMw
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