The Beatles – „With The Beatles“

Künstler The Beatles

Auf „With The Beatles“ überzeugen vor allem die Balladen.
Album With The Beatles
Label Emi
Erscheinungsjahr 1963
Bewertung

Kein Album hatte sich 1963 so schnell verkauft wie die Debüt-LP der Beatles, Please Please Me. Noch im selben Jahr wurde deshalb der Nachfolger herausgebracht und auf With The Beatles ist die in jeder Hinsicht rasante Entwicklung der Pilköpfe live mitzuerleben.

Wieder acht Eigenkompositionen, wieder sechs Coverversionen. Jedoch weitaus ausgereifter als auf dem Vorgängeralbum. Für das Songwritergespann Lennon/McCartney hatte die englische Presse bereits das schöne Wort von den „tunesmiths“ erfunden, und die Melodieschmiede zeigen hier, dass sie klar die Meister ihrer Zunft sind. Der forsche Opener It Won´t Be Long ist besser als alles, was die Beatles bis dahin für eine LP aufgenommen hatten. Fast schon perfekt gelingt All My Loving: lebendig gesungen, voller Ungeduld, sogar ein brauchbarer Text.

Auch George Harrison darf erstmals seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Don´t Bother Me hat die typisch unterschwellige Bedrohlichkeit und Aggressivität seiner ersten Kompositionen. Auf Please Please Me hätte dieses Stück beim besten Willen nicht gepasst. Doch auf With The Beatles wird der Schmalzfaktor deutlich zurückgefahren.

Selbst die Kitsch-Nummern wie das schwache Little Child oder Hold Me Tight werden zu Rockern umfunktioniert. Nicht mehr als ein Füller ist auch Not A Second Time. Und hätte Mädchenschwarm Ringo nicht auch unbedingt singen wollen, wäre wohl auch das nervige I Wanna Be Your Man in den Archiven geblieben.

Dafür bestechen diesmal die Balladen um so mehr. All I´ve Got To Do ist unendlich stilsicherer als alle langsamen Stücke auf Please Please Me. John singt mit seiner Seele, Ringo spielt enorm kreative Drums. Typisch Paul McCartney (also wunderschön und schwiegermutterkompatibel) ist Till There Was You. So recht kann wohl niemand erklären, wo diese Affinität der Liverpooler für südländische Klänge herrührte. Aber selten wurden sie so effektvoll eingesetzt wie hier.

Überhaupt gelingen die Coverversionen noch besser als auf dem Vorgänger. Roll Over Beethoven singt George zwar viel zu brav, aber der Rest ist perfekt. Please Mr. Postman halten viele Menschen noch heute für eine Beatles-Komposition, weil die Fab Four hier eben die definitive Version dieses Songs abliefern. Johns Vocals überzeugen genauso wie beim brachialen Money.

Ebenfalls noch aus Hamburger und Cavern-Club-Tagen stammt die Beatles-Interpretation von You´ve Really Got A Hold On Me. Die Small Faces haben das Stück später zwar noch rockender aufgenommen. Aber die Kombination der Stimmen von George und John hier hat einen ganz eigenen Reiz. Seltsam, dass dieses Gespann nicht häufiger an den Start geschickt wurde.

Altbekannt ist hingegen die Gesangs-Paarung John&Paul. Auf Devil In Her Heart klingen sie aber fast gar nicht wie die Beatles. Toller Schlagzeug-Sound, großer Song, lupenreiner Background-Gesang. Eine bessere Zeit.

All My Loving, live in Australien:

httpv://www.youtube.com/watch?v=sMOj3U2p9SQ

Die Beatles bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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