Künstler | Beautiful South |
Album | Blue Is The Colour |
Label | Go! Discs |
Erscheinungsjahr | 1996 |
Bewertung | *** |
„Pop für Leute, die nicht beim Pophören erwischt werden wollen“, hat der US-Rolling Stone einmal über die Musik von The Beautiful South geschrieben. Das liegt natürlich daran, dass die Amis gar nicht recht wissen, was Pop ist, und diese Musik ohnehin nie verstehen werden. „Don´t marry her / fuck me“, fordert etwa der Refrain des Openers. Das würde in den Staaten einen Skandal auslösen; im Vereinigten Königreich hingegen schmunzelt man über solch feine Vertonung dessen, was man Midlife-Crisis oder auch Torschlusspanik nennen kann.
Für diese Kunst waren Beautiful South immer bekannt, für bissige Kritik wie in Mirror waren sie schon immer berüchtigt, für schönschreib-Songs wie Artificial Flowers schon immer gefürchtet. Dabei hat Paul Heaton auch in seinen schmalzigsten Schlagern immer noch ein paar entzückende Zeilen versteckt: „Tears to break a backbone / laughs to win a war / and people come and ask me / what I love you for“, ist der beste Moment des ansonsten langweiligen Blackbird On The Wire. „Write your love letters on rice-paper / at least you´ll feed the poor“, krönt das etwas beschwingtere Foundation.
Dass die Abneigung der Vereinigten Staaten gegenüber Beautiful South durchaus auf Gegenseitigkeit beruht, daran lässt die Band im zynischen The Sound Of North America keinen Zweifel. Dass sich Paul Heaton längst mit seiner Rolle im Leben abgefunden hat, und dabei noch nicht einmal unglücklich ist, wird in Have Fun deutlich, das den starken Mittelteil der Platte eröffnet. Danach verstört Liar´s Bar zunächst: Heaton grunzt wie Tom Waits, der Text ist vollkommen schonungslos. Rotterdam (Or Anywhere) ist wieder einmal eines dieser Heaton-Rotheray-Stücke, deren Melodie unwiderstehlich, deren Metrik perfekt ist. Mit One God fügen sie dem Beautiful-South-Klassiker-Katalog gleich noch eine Nummer hinzu.
Ein bisschen zahmer sind sie geworden, manchmal sogar ein wenig langweilig. Aber wunderschöne Songs voller Klasse und Witz können sie immer noch schreiben.
Der Clip zu Don’t Marry Her, Fuck Me (für die Single wurde der Song dann in Don’t Marry Her, Have Me umbenannt, aber hier hat jemand den Original-Text unterlegt):
httpv://www.youtube.com/watch?v=SHnhMvSxOf0