The Corrs – „Unplugged“

Künstler The Corrs

„Unplugged“ zeigt die Corrs, bevor sie Amerika erobern wollten.
Album Unplugged
Label Atlantic
Erscheinungsjahr 1999
Bewertung

Ladies and gentlemen, please welcome: The Corrs. In ihrer ganzen Pracht, also akustisch und ohne den neuerdings dazugekommenen „Amerika, wir kommen“-Anbiederungssound. Die Unplugged-Sessions hätten kaum besser terminiert sein können, auf dem Höhepunkt ihres Erfolges, aber noch rechtzeitig vor dem Overkill.

Dank des perfekten Timings können die Hits Only When I Sleep und What Can I Do gleich den Auftakt machen. Das Orchester hält sich vornehm zurück; so kommen die Geschwister umso besser zur Geltung. Carolines immer etwas linkische Drums, Sharons immer etwas altkluge Geige, Jims immer etwas zu naheliegende Gitarre und der immer etwas zu hinreißende Gesang von Andrea. Wie sie so dasitzt, überhaupt nicht affektiert und doch genau kalkuliert, wie sich sich scheinbar abwesend durch die Haare fährt, es haut einen schlicht um – auch wenn sie es vorher womöglich geprobt hat.

Nach den ersten beiden alten Hits und dem neuen Hit Radio, allesamt klasse Popsongs, ist es Zeit für einen Kontrapunkt, den das instrumentale Toss The Feathers liefert. Das Traditional wirkt zunächst etwas deplatziert, sorgt aber dafür, dass die Spannung nicht verloren geht. Denn so sehr man die Corrs loben mag – besonders abwechslungsreich ist ihre Musik nicht. Das merkt man allerdings nur bei den wenigen Stücken, bei denen Melodie und Atmosphäre nicht verzaubern, wie im misslungenem REM-Cover Everybody Hurts.

Aber oft genug ist man schon nach wenigen Tönen hin und weg: Wegen der Harmonies und der funky Gitarre in Forgiven, Not Forgotten etwa. Wegen des Zusammenspiels von Flöte und Geige auf Little Wing, der Dramaturgie von Queen Of Hollywood, dem „olá“ und der Piccolo-Trompete in Old Town oder dem Akkordeon und der Power von So Young. Genauso bezaubernd wie alles, wirklich alles an At Your Side. Ein Song wie der Frühling.

Überhaupt: Diese Platte macht einen lächeln, tanzen und singen. Und es gibt wahrlich Schlimmeres. Nicht alles ist Harmonie, aber alles ist positiv. Das macht die Corrs angreifbar für Zyniker, aber es macht sie auch zum Trostpflaster für Menschen, die noch nicht alle Hoffnung verloren haben.

Das vollkommen bezaubernde At Your Side:

httpv://www.youtube.com/watch?v=HQDxTToZGSg

The Corrs bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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