Künstler*in | The Disco Boys | |
Album | Volume 13 | |
Label | WePlay Music | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Disco als Dienstleistung – das ist so etwas wie das Erfolgsrezept der Disco Boys. Raphael Krickow und Gordon Hollenga aus Hamburg sind seit 1995 in dieser Mission unterwegs. Aktuelle House-Klänge vermischen die beiden DJs gerne mit Klassikern der Tanzflächenunterhaltung aus vergangenen Jahrzehnten, und auf den Titel als „Party-Garanten“ – egal ob auf Ibiza, bei Mayday, Loveparade und Nature One oder als Remixer für die Bee Gees oder Scooter – sind sie definitiv stolz.
Mit ihren Compilations räumen sie seit Jahren ab, auch mit der neusten Auflage wird das nicht anders sein. Denn auch Volume 13 ist bestens dazu geeignet, DJs reihenweise arbeitslos zu machen. Es gibt massenhaft Clubs im Lande, in denen man vielen Menschen einen tollen Abend bescheren könnte, wenn man einfach diese drei CDs hintereinander weg laufen lassen würde. Und es gibt übrigens auch einige Clubs, für die das in puncto musikalischer Qualität eine deutliche Verbesserung wäre.
Die insgesamt 63 Tracks sind etwas willkürlich in die Kategorien „Floorfiller“ (CD1), „Secret Weapons“ (CD2) und „Partystarter“ (CD3) unterteilt. Auf den Nonstop-Flow hat das aber keinerlei Einfluss: Volume 13 liefert die Rundumversorgung für Feierhungrige. Sehr niedlich sind zudem die kleinen Kommentare, mit denen Raphael und Gordon im Booklet jeden einzelnen Track einordnen/begründen/lobhudeln. Diese kurzen Statements beweisen nicht nur, wie viel Liebe in dieser Compilation steckt, sondern auch, wie unbedingt (und wie ausschließlich) die Disco Boys ihr Dasein als DJs leben. Von „eine Ode an den Moment“ (so nennen sie den Club Mix von Tim Rokyos und Cosmo Kleins Everlasting Now) über „Im Club hört sowieso niemand den Text“ (so begründet Raphael am Beispiel von Wolfgang Gartners There & Back seine Vorliebe für Instrumentals) bis „eine Hommage an die schönen Ostblock-Frauen“ (über ihren eigenen Remix von 20 Russian Models, im Original von Brockman & Basti M feat. Aleksey) reicht da die Bandbreite.
Hirn aus – Füße an: Das funktioniert zu dieser Musik wunderbar, und gegen eine solche Konstellation ist auf der Tanzfläche ja im Zweifel wenig zu sagen. Hört man den Sampler ohne zu tanzen, stellt man allerdings schnell fest: Es gibt hier viel brauchbare Kurzweil, aber wenig Gewagtes und praktisch keine Exzellenz. Das gilt auch für die eigenen Tracks der Disco Boys. Die neue Single Life Is Always New ist sonnig und catchy, aber ohne Charakter. Placebo, ein Track, an dem das Duo schon seit 1995 herumbastelt, klingt tatsächlich etwas altmodisch. Heartbreaker ist belangloses House-Gesäusel, das weder eine Dramaturgie noch Originalität erkennen lässt.
Ein paar Höhepunkte gibt es trotzdem: Sparks von Fedde Le Grand & Nicky Romero ist nicht nur energisch, sondern sogar aggressiv und sticht so deutlich heraus. Tessio von Fanatico, das Gordon übrigens von seinem Friseur empfohlen wurde, wird stilvoll und elegant. Party Non Stop von Pirupa fällt positiv auf, weil es die Electro-, Disco- und House-Soße um eine gute Portion Hip Hop bereichert und zudem einen lustigen Früheneunzigerdoktoralbanflair hat. Und This Time Baby von Jackie Moore hat auch 33 Jahre nach seinem ersten Erscheinen nichts an Seele, Feuer oder Leichtfüßigkeit eingebüßt.
Dazu gibt es auf Volume 13 auch ein paar große Namen: Gary Numans Klassiker Change Your Mind (aus dem Jahr 1985, aber durchaus aktuell klingend) ist vertreten, ebenso wie Remixes von Tracks von Deichkind, Mia, Friendly Fires, Digitalism oder Hot-Chip-Oberkopf Joe Goddard. Und mit dem Magician Remix von Lykke Lis I Follow Rivers haben die Disco Boys sogar noch einen Monsterhit dazugepackt.
Dazwischen gibt es viel Durchschnittsware für alle, die sich nicht allzu sehr daran stören, dass ihr Tanzflächenfutter meistens nach einem sehr berechenbaren Rezept zubereitet wurde. Vor allem die Vocal-Tracks neigen auf The Disco Boys Volume 13 zur Banalität. Das größte Problem des Samplers hängt aber mit der Spielzeit von knapp vier Stunden und der nahezu völligen Abwesenheit von Abwechslung zusammen. Jeder Track will hier Excitement, Euphorie, Ekstase bewirken, und gerade deshalb stellt sich auf Dauer das Gegenteil ein: Langeweile.
Picknick undClubsound? Im Video zu Life Is Always New passt das dann irgendwie doch zusammen:
httpv://www.youtube.com/watch?v=xCXHVEss2pA