The Doors – „Light My Fire“

Künstler The Doors

Räucherstäbchen und Metaphern: der Sound der Doors.
Album Light My Fire
Label Duchesse
Erscheinungsjahr 1998
Bewertung

Viel cooler kann eine Band kaum werden. Im März 1969 kamen 30.000 Menschen in Miami zusammen, um im Namen der „Liga für den Anstand“ gegen die Doors zu demonstrieren. Diese Leute störten sich nicht nur an den obszönen Bühnenshows, am Drogenkonsum und an den todessehnsüchtigen Texten der Band, sondern sie protestierten quasi gegen sich selbst, gegen die amerikanische Gesellschaft mit ihren hehren Idealen und ihrer zynischen Realität.

Denn erst dieses bigotte Umfeld sorgte dafür, dass alle großen weißen Bands des Landes aus dem Underground kamen, meist neurotische Außenseiter und nicht selten potenzielle Selbstzerstörer waren. Eine Tradition, die von Velvet Underground bis zu Nirvana reicht.

Die Doors fügen sich in diese Reihe ein, und zwar recht nahe am Anfang. 1965 gegründet, entwickelte das Quartett schnell seinen eigenen Sound, für den Ray Manzareks Orgel mindestens ebenso wichtig war wie LSD, Meskalin und die noch ältere Droge: der Blues.

Schon Light My Fire baut auf ganz wenige Akkorde. Die Kraft liegt nicht in der Komposition, sondern in der Atmosphäre. Viereinhalb Minuten allein für die Soli, virtuos und dramatisch, dann Jim Morrisons manisches Finale. In Break On Through steckt sein Gesang noch mehr voller Energie und Mystik, dazu spielt die Band mit lateinamerikanischen Rhythmus-Elementen – eine Mischung, mit der auch schon die Rolling Stones den Teufel heraufbeschworen haben.

Noch heißer geht es in Soul Kitchen zu: ein Groove aus kochendem Blut. The Crystal Ship setzt stattdessen auf beeindruckende Metaphern und Räucherstäbchen-Sound.

Zwischen diesen beiden Polen pendeln auch die anderen Stücke: lebensmüder Blues und fleischliche, drogenschwangere Gelüste als Ablenkung davon. Selbst der untypische Alabama Song von Brecht/Weill passt in dieses Schema, weil die Doors den 2/4-Takt beibehalten und gar nicht erst versuchen, dem Lied ein Rock-Kleid zu verpassen.

Besonders gut gelingen I Looked At You, gleichsam spartanisch und psychedelisch, und End Of The Night, in dem Slidegitarre und die zentnerschwere Orgel für eine Gänsehaut sorgen. Und natürlich The End. Ein Meilenstein gleich in vielerlei Hinsicht. Kaum jemand hatte sich bis dahin auf einen derart gespenstischen Trip gewagt, kaum jemand hatte zuvor zwölf Minuten lange Stücke im Studio gespielt und niemand hätte sonst jemals auf einer Plattenaufnahme die Worte „Father, I want to kill you“ in den Mund genommen. Eine Zeile, die all den Frust, die Wut und den Protest der Jugend in den 1960ern konzentriert, ein Ventil und ein Motor, an american prayer.

Noch mehr Räucherstäbchen: Eine 9-Minuten-Version von Light My Fire, live 1968:

httpv://www.youtube.com/watch?v=6O6x_m4zvFs

Die Doors bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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6 Gedanken zu “The Doors – „Light My Fire“

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