Künstler | The Mendoza Line |
Album | If They Knew This Was The End |
Label | Cooking Vinyl |
Erscheinungsjahr | 2003 |
Bewertung | **1/2 |
If They Knew This Was The End ist eigentlich schon sieben Jahre alt und ein Debütalbum. Denn die Songs, die The Mendoza Line im Sommer 1996 in Athens aufgenommen haben, sind nie erschienen – jedenfalls nie in der Form, wie die Band das gerne wollte.
Inzwischen ist die Gruppe, die sich nach einem sagenhaft schlechten Baseballspieler benannt hat, nur noch zu fünft, lebt in New York und zählt nach mittlerweile vier Alben (zuletzt Lost In Revelry) zum Alt-Country-Establishment. Da darf man sich den Luxus gönnen, noch einmal das Frühwerk (plus sechs Bonustracks) zugänglich zu machen.
Das ist allerdings eine höchst seltsame Angelegenheit. Genauer gesagt ist es die alte Geschichte vom Hörer und der Platte. Und die geht so:
Sie war ihm gleich sympathisch. Sie hatte alles, wonach er suchte. Sie sah auch gut aus, keine Frage. Er hatte seinen Freunden von ihr erzählt. Davon, dass sie genau die richtige Portion Weltschmerz mit sich herumtrug (manchmal auch etwas mehr als die genau richtige Portion). Davon, dass sie für die richtigen Leute schwärmte, für Dylan und Costello. Davon, dass sie lauter schöne Geschichten kannte, wie die von Aragon And Trianon oder den Kleinstadt-Napoleons.
Davon, wie er sich fast schon in sie verliebt hätte, in der großen Stadt mit den großen Lichtern. Davon, dass sie ein paar ganz tolle Sätze gesagt hatte: „And now you’re not listening / and you know that turns me on“ oder „I sent a postcard to you / so now we’re absolutely screwed.“
Trotzdem fehlte ihm etwas. Sie war etwas zu berechenbar, ein bisschen unspektakulär, so schrecklich schüchtern und manchmal sogar richtig billig. So recht wurde er aus ihr nicht schlau. Er wollte versuchen, sie ein bisschen besser kennen zu lernen, vielleicht würden sich seine Bedenken dann zerstreuen. Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander. Und eines schönen Abends schloss die Platte ihre Augen, neigte den Kopf leicht nach links und kam ganz nah heran an sein Gesicht. Der Hörer war geschockt, wandte sich ab.
– „Stimmt irgendwas nicht?“, fragte die Platte.
– „Ich weiß auch nicht“, antwortete der Hörer. „Lass uns doch einfach gute Freunde bleiben.“
Kein bisschen Glamour, aber ein bisschen Charme: It’s A Long Line, live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=uB-3TPEvDtY