Künstler | The Strokes | |
Album | Room On Fire | |
Label | RCA | |
Erscheinungsjahr | 2003 | |
Bewertung |
Eigentlich hatten sie keine Chance. Was konnte nach dem famosen Debüt Is This It für The Strokes schon kommen? Ein fades Sichwiederholen. Ein unverzeihlicher Stilbruch. Ein sklavisches am-Erfolgsrezept-Kleben. Auf jeden Fall: die Enttäuschung.
Doch Pustekuchen! Die Strokes nahmen sich laut Sänger Julian Casablancas vor, in allen Bereichen noch ein Stück besser zu werden – und schaffen das auch. Sie bleiben sich treu und entwickeln sich dennoch weiter. Sie bleiben relevant. Und aufregend.
Room On Fire mag etwas weniger plakativ sein als das Vorgängerwerk, doch die typischen Strokes-Elemente sind noch da. Julian Casablancas (dieser Name!) klingt noch immer, als habe man ihn gerade erst geweckt und als würde er nur ganz, ganz langsam Spaß am Singen gewinnen. Der Rhythmus ist straight wie eh und je.
Auch die Gitarren klingen wieder alt und weise. Doch was Nick Valensi und Albert Hammond Jr. diesmal an ihren insgesamt zwölf Saiten veranstalten, ist der helle Wahnsinn. Überall schlummern Melodien, die die Welt retten wollen. Manchmal gut versteckt, manchmal fast ein bisschen zu aufdringlich. Jedenfalls immer: zum ewig-lang-Mitsummen.
Das klappt vom Start weg: What Ever Happened? hat gleich zwei Stellen, die man sich einrahmen möchte. Wie der Gesang einsetzt und „I wanna be forgotten / and I don’t wanna be reminded“ singt: ein Traum. Und wie der etwas konfuse Beat sich endlich berappelt und von einem unfassbar schlüssigen Gitarrensolo gekrönt wird: verflucht gut. Reptila packt einen schon mit dem Schlagzeug-Intro und wirbelt einen dann durch eine Welt, in der die Luft brennt.
Auch Atomic Stop wimmelt wieder nur so vor Gitarren-Ideen und wenn es am Ende des letzten Refrains („I’m not your friend / I never was“) dann endlich eine Oktave höher geht, ist das erlösend wie ein Sonnenaufgang. Der Refrain von You Talk Way Too Much ist so fiebrig, dass sich das Stück zwischendurch zweimal selbst abkühlen muss. In Flammen steht auch der alles in den Schatten stellende Rausschmeißer I Can’t Win. Eine Gitarre, die Lahme gehen macht, eine Wahnsinns-Strophe, phantastisch gesungen.
Sogar das als Vorab-Single noch etwas befremdende 12:51 fügt sich plötzlich nahtlos ein. Wie man im Video sehen kann, ist die Melodie (wie auch im grandiosen The End Has No End) gar kein Nena-Keyboard, sondern eine Gitarre – und die Handclaps gehören einfach dahin. Between Love & Hate hat Reggae zumindest angedacht. The Way It Is kreuzt Computerbeats mit brachialen Riffs.
Innerhalb ihres Universums machen die Strokes mit solchen Verschiebungen also tatsächlich noch einen Schritt nach vorne. Weil sie dabei etwas subtiler vorgehen als bisher, entfaltet sich die ganze Pracht der Platte erst nach einer Weile. Dafür bleibt sie aber länger erhalten. This is it.
Ein Kracher: 12:51 auf dem Akkordeon:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ShaLtN_CQfU
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