Hingehört: Tokyo Sex Destruction – „Black Noise Is The New Sound“

Mit „Black Noise Is The New Sound“ erwächst den Hives neue Konkurrenz in Spanien.
Künstler Tokyo Sex Destruction
Album Black Noise Is The New Sound
Label Transsolar Records
Erscheinungsjahr 2004
Bewertung ***1/2

Es ist nicht allzu überraschend, dann längst jedes Land seine eigene Band mit Anzügen vom Leichenbestatter hat, Frisuren aus den 1960ern und Liedern aus der Garage. Sogar Deutschland. Wahrscheinlich sogar San Marino. Und natürlich auch Spanien.

In diesem Fall kommt die Gruppe aus Barcelona und heißt aber Tokyo Sex Destruction, was ja schonmal gut klingt. Ihr zweites Album heißt Black Noise Is The New Sound, was ebenfalls ein klasse Name ist. Die vier sehen ein bisschen aus wie Supergrass beim Firmunterricht. Sie nennen sich JC Sinclair, RR Sinclair, RJ Sinclair und SF Sinclair – eine Reminiszenz an den Ex-White-Panther-Führer John Sinclair.

Ob ihre Texte auch so politisch sind, versteht man leider nicht. Denn alle paar Sekunden unterbricht ein energisches „Yeah!!“ die Zeilen, oder eine Gitarre, die dringend Auslauf braucht. Diese Songs sind so verdammt wild und zupackend, dass man ohnehin nicht dazu kommt, auf die Texte zu achten.
Das ist auch gar kein Verlust und eine ziemliche Sause.

Der Auftakt ist großartig: Two Years Ago, ein Kracher mit tollen Breaks und einem breit grinsenden Farfisa-Solo, dann Black Record Store, das rockendste Instrumentalstück seit Johnny & the Hurricanes, und Birds On The Velvet Roof, eine Art So You Wanna Be A Rock’N’Roll Star mit reichlich Wut im Bauch.

Mit viel Energie und genug Ideen geht es dann weiter, bis Tokyo Sex Destruction schließlich noch ein ganz großer Wurf gelingt: Der Rausschmeißer ist tatsächlich eine Ballade, samt großem Soul-Gestus und Doors-Orgel. Nach all dieser Geschwindigkeit, dem Punk und dem Schweiß bleibt einem da erstmal die Spucke weg. Und dann hinterlässt Black Cold Heart einen ziemlich beachtlichen Kloß im Hals, so viel Schmerz und Stolz steckt in diesem Refrain. Die Hives können sich warm anziehen, dort oben in Schweden.

So ähnlich ist die Konfirmation von Supergrass wahrscheinlich wirklich abgelaufen: Der Clip zu Two Years Ago:

httpv://www.youtube.com/watch?v=WIiG2ijbAIA

Tokyo Sex Destruction bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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