Hingehört: Treefight For Sunlight – „Treefight For Sunlight“

Treefight For Sunlight sind definitiv die Enkel von Brian Wilson.
Treefight For Sunlight sind definitiv die Enkel von Brian Wilson.
Künstler Treefight For Sunlight
Album Treefight For Sunlight
Label Bella Union
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung ***1/2

Als ich das letzte Mal in Dänemark war, gab es dort Computer, Mobiltelefone – und Dauerregen. Das mag man kaum glauben, wenn man Treefight For Sunlight hört. Denn die vier Dänen klingen auf ihrem gleichnamigen Debütalbum, als sei in ihrer Heimat die Zeit irgendwann im Jahr 1966 stehen geblieben – und als sei der Öresund die europäische Entsprechung von Kaliforniens Küste.

Die Turtles, die Byrds und ganz vorneweg die Beach Boys sind ganz ohne Zweifel die großen Helden dieses Quartetts. Und was Treefight For Sunlight aus diesem Erbe machen, ist aller Ehren wert.

Der Opener A Dream Before Sleep kommt aus dem Nichts und macht dann schnell deutlich, was hier die wichtigsten Zutaten sind: eine fast kindliche Fantasie, teilweise spinnerte Texte (Riddles And Rhymes ist tatsächlich aus der Perspektive eines Cornflakes erzählt) und eine unerschöpfliche Liebe zur Melodie.

The Universe Is A Woman kann ebenfalls als Prototyp gelten: Das Lied hat all die Unschuld und Komplexität von Brian Wilsons Kompositionen zur Pet Sounds– oder Smile-Phase. They Never Did Know erinnert an die Psychedelic-Versuche der Hollies. You And The New World schickt danach Vampire-Weekend in den Afri-Cola-Rausch. Facing The Sun lässt erahnen, wie Those Dancing Days klingen würden, wenn sie California Girls wären statt aus Schweden zu kommen.

Erst zu Beginn der zweiten Hälfte schleicht sich so etwas wie Modernität ein, zumindest ein kleines bisschen. Rain Air hat den unerschütterlichen Optimismus, wie ihn auch The Drums gerne verbreiten, und die gewollte Niedlichkeit von Belle & Sebastian. Auch die Fans von MGMT dürften Gefallen an Treefight For Sunlight finden, denn hier gibt es zwar keine Stirnbänder, aber ebenfalls eine große Vorliebe für Chöre, Harmoniegesang und gekonnte Wiederholungen, durch die sich all diese Lieder in wahnwitzige Dimensionen aufschwingen.

Der absolute Höhepunkt eines sehr unterhaltsamen Debüts ist das betörende What Became Of You And I. Wie ein Kind, das beim Schaukeln vom Übermut gepackt wird und sich dann, berauscht vom Nervenkitzel, immer höher hinaufschwingt, kommt dieses Lied daher. Ein zackiger Beat, ein irres Piano, ein grandioser Refrain: So werden Hits gemacht – damals wie heute.

Sag ich doch: Kindischer Übermut! Im Video zu What Became Of You And I? gibt es Seifenblasen, ein quietschbuntes Kinderzimmer und so etwas ähnliches wie eine Kissenschlacht:

httpv://www.youtube.com/watch?v=J_RHtzq-5dY

Treefight For Sunlight bei MySpace.

 

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.