Künstler | TV Buddhas |
Album | Dying At The Party |
Label | Trost |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Bewertung | *** |
Jack Black wusste genau, was er tut. In seiner School Of Rock stand Geschichte ganz oben auf dem Stundenplan. Pflichtfach. Acht Wochenstunden. Die Posen, der Look, der Sound aus der Historie wurde hier den Eleven eingebläut – quasi als theoretische Prüfung, bevor sie an die Instrumente durften.
Im echten Leben ist das freilich anders. Da gerät die Genealogie des Genres schonmal gerne in Vergessenheit, und deshalb kann es immer wieder Bands geben, die genau das wieder ins Bewusstsein bringen, was eigentlich längst existiert. Für alle, die noch nie etwas von den Beatles gehört hatten, gab es Oasis. Wer für Blur zu spät geboren wurde, konnte sich bestens mit den Kaiser Chiefs anfreunden. Und kein Strokes-Fan hätte wohl eine so uneingeschränkte Begeisterung empfinden können, wenn da irgendwo im Hinterkopf der unaufregende Gedanke gelauert hätte: Das haben Televison doch schon vor 25 Jahren gemacht.
Dieses Beispiel zeigt schon: Dass die Historie ab und zu vergessen wird, ist gar nicht schlimm. Es zeigt zum einen die zeitlose Kraft der wichtigsten Zutaten von Rock. Und es sorgt zum anderen dafür, dass damit immer wieder neue Generationen infiziert werden können.
Dieses Prinzip funktioniert auch für die TV Buddhas. „Wir wollen simple Musik und Stories, die menschlich und persönlich sind“, sagt Juval Haring, Sänger des Trios, das aus Tel Aviv stammt und in Berlin lebt. Das Ergebnis lässt sich recht exakt als die gesamte Welt zwischen den Ramones und Velvet Underground beschreiben.
Am besten wird das in I Don’t Belong In This World deutlich, dem zweiten Song auf Dying At The Party. Der Beginn ist ruhig wie die Rauschsongs von Velvet Underground, dann wird es wild wie bei den Ramones, es gibt sogar einen „1, 2, 3, 4“-Zwischenruf. Haring singt ähnlich cool, schnodderig und markant wie Lou Reed, auch der Rest der TV Buddhas hat diese ultimative Entspanntheit.
Das psychedelische I Want You klingt, als würden die Doors einen Text von Jonathan Richman vertonen, das spartanische Long Way Down ist ein düsterer Blues, im Refrain des stoischen TV Tonight besteht Haring wie ein trotziges Kind, das noch nicht ins Bett geschickt werden möchte, auf einer kleinen Zusatzdosis Fernsehkonsum. Der Titelsong Dying At The Party könnte mit seinem catchy Riff fast ein Hit sein, entwickelt dann aber doch keinen richtigen Schwung.
„Wir wollen auf ewig seltsame Typen bleiben“, haben sich die TV Buddhas vorgenommen. Das könnte klappen – und wäre noch ein Beweis dafür, dass im Rock die Geschichte manchmal still steht.
Ich bin mir einigermaßen sicher: Mädels mit Brillen und riesigen Mündern wie im Video zu Fun Girls gab es auch schonmal:
httpv://www.youtube.com/watch?v=gAMsWFSRnFU