Künstler | Two Door Cinema Club | |
Album | Beacon | |
Label | Kitsuné | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Seien wir ehrlich: Two Door Cinema Club ist ein ziemlich beknackter Bandname. Auch dann noch, wenn man um das Wortspiel mit „Tudor“ und das Kino in ihrer Heimatstadt Bangor in Nordirland weiß. Tourist History ist ebenfalls ein reichlich schräger Titel für ein Debüt. Und jetzt kommt Beacon als zweites Album hinterher, auch ein wenig sperrig.
Es ist ziemlich erstaunlich, dass Two Door Cinema Club mit brauchbaren Album- und Bandnamen so ihre Probleme haben (in seinen Anfangstagen nannte sich das Trio „Life Without Rory“). Denn mit ihren Liedern ist es ihnen noch immer problemlos gelungen, eingängig bis unwiderstehlich zu klingen. Tourist History ist mittlerweile zum Millionenseller avanciert, Hits wie I Can Talk oder What You Know zaubern jedem jungen Menschen mit etwas gutem Geschmack noch immer ein Lächeln ins Gesicht und ein Zucken in die Füße.
Beacon macht genau da weiter. Aufgenommen mit Produzent Jacknife Lee (Bloc Party, U2, Snow Patrol) in Los Angeles verströmt die Platte reichlich gute Laune, ohne platt oder anbiedernd zu sein.
Es muss allerdings gesagt werden: Als Album funktioniert Beacon nicht sonderlich gut, was vor allem daran liegt, dass ein eindruckvoller Schluss fehlt (Pyramid ist überambitioniert und Beacon dann für einen Rausschmeißer und Titelsong erstaunlich unspektakulär). Ein paar kleine Schwachpunkte kann man auch zwischendurch ausmachen: Wake Up droht zu formelhaft zu werden, wird dann aber vom mutigen „When you wake up“-Teil gerade noch gerettet. Sleep Alone ist ebenfalls komplett berechenbar, aber dann doch so toll, dass das kein Problem ist – erst recht nicht, wenn am Ende der Chor vor Augen führt, wie elegant dieses Lied trotz seines stumpfen Beats ist. Settle zeigt besonders gut auf, wie Two Door Cinema diesen Trick hinbekommen: Frontmann Alex Trimble spielt Gitarre, als hätte er bloß Finger, aber keine Arme: Statt eines satten Akkords schlägt er fast immer bloß eine einzelne Saite an und das macht – nicht nur – dieses Lied so filigran.
Next Year steht am Anfang der Platte und beginnt, als versuche der Mars-Roboter „Curiosity“ einen alten Hit von Mumm-Ra mitten durch einen heftigen Meteoritenschauer hindurch zu übertragen. Dann kommen die straighten Drums von Sam Halliday dazu und die Stimme von Sänger Alex Trimble, die längst zu einem Markenzeichen geworden ist. Ein famos melodieseliger Refrain und ein Strokes-Gitarrensolo machen die Sache rund – das ist herrlich unschuldig, aber niemals naiv.
Handshake, das beste Lied der Platte, ist danach einer dieser Songs, den man sich nicht nur liebend gerne wünscht, wenn man gerade auf der Tanzfläche ist, sondern sogar umgekehrt: Sobald man dieses Lied hört, wünscht man sich eine Tanzfläche um sich herum. Sun wird mit Orgel, Fuzz-Gitarre, dem tollen Bass von Kevin Baird und am Ende sogar Bläsern beinahe funky, das großartige Someday ist ein einziges Glücksversprechen. The World Is Watching wird durch die Stimme einer gewissen Valentina äußerst reizvoll. „Blondie trifft auf die Wombats“, heißt hier das Prinzip, und obwohl alles gen Himmel strebt, bewahrt sich das Lied eine zauberhafte Melancholie. Auch Spring hat diese gute Balance aus Kraft und Verletzlichkeit.
Ohnehin ist auf Beacon trotz des optimistischen Sounds längst nicht alles eitel Sonnenschein. Sehnsucht und Heimweh sind dominierende Themen. „I don’t know where I am going to rest my head tonight“, sind die ersten Zeilen des Albums. In Wake Up verabschiedet sich Sänger Alex Trimble dann in eine Gegen-, Schatten- oder Unterwelt: “Goodnight, daylight / I won’t remember you for long.” Noch deutlicher wird das Heimweh in Sun (“Drawn apart / New York and London / All I see now / are distant drumlins / The roads I knew / became a city / and I wonder will you wait for me”) und in Settle (“When I get home / When I get home / I need to feel / less alone”). Dieses Leuchtfeuer soll der Band wohl am liebsten den Weg nach Hause nach Nordirland weisen, muss man angesichts solcher Texte vermuten. Aus dieser Hoffnung wird wohl nichts werden: Beacon ist viel zu gut, um Two Door Cinema Club in absehbarer Zeit zu nicht mehr gefragten Stubenhockern zu machen.
Angesichts des Videos von Sun könnte man über den englischen Sommer witzeln. Der Clip wurde aber in Le Havre gedreht.
httpv://www.youtube.com/watch?v=sKyK1Mme9Sc
Two Door Cinema Club sind in den nächsten Wochen live zu sehen:
19.11.2012 Köln, E-Werk (ausverkauft)
20.11.2012 München, Tonhalle
21.11.2012 Offenbach, Capitol
23.11.2012 Berlin, Astra (ausverkauft)
24.11.2012 Hamburg, Große Freiheit 36 (ausverkauft)
04.03.2013 Münster, Skaters Palace
05.03.2013 Hamburg, Docks
07.03.2013 Berlin, Astra
08.03.2013 Stuttgart, Longhorn
09.03.2013 Bremen, Modernes
Ein Gedanke zu “Two Door Cinema Club – „Beacon“”