Künstler | We Are The Lilies |
Album | We Are The Lilies |
Label | Cooperative |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | **1/2 |
Manchmal ist Pop am besten, wenn man ihn als ganz, ganz weit gefassten Begriff versteht. Bei We Are The Lilies ist das in jedem Fall so. Das Projekt, hinter dem der Franzose David Sztanke (Tahiti Boy & The Palmtree Family) und der Brasilianer Sergio Dias (Os Mutantes) stecken, steht für Melodien, für Tanz, für die Lust auf das Spiel mit dem Hörer – und das sind zweifelsohne die Grundzutaten von Pop. We Are The Lilies haben aber zugleich auch eines der ungewöhnlichsten Alben des jungen Jahres vorgelegt.
“A slightly woozy house party album for when LSD gets in the punchbowl and revellers start getting into the first phases of debauched undress”, nennt die BBC diese Platte, und das ist kein allzu schlechter Vergleich. Cry When You Sleep könnte am Beginn ein echter Knaller sein, bleibt aber gewollt langsam und luftig – und auch an anderen Stellen gerät We Are The Lilies wohl absichtlich zu hintergründig, um sofort zu zünden. So auch O Mar: Der Refrain ist klasse und das ganze Lied durchströmt eine reizvoll-tropische Atmosphäre, doch das Schlagzeug stolpert.
Meninas entwickelt sich von einer Psychedelic-Ballade zu einem irren Bläser-Finale. Wenn Elton John noch ein bisschen mehr Nerd wäre, dann würde er womöglich Lieder schreiben wie Over My Head. Die Theatralik und Raffinesse von David Bowie hat Sarava.
In zwei Liedern tauchen die großen Namen nicht nur in den Assoziationen auf, sondern sind gleich selbst zu hören: Iggy Pop zeigt sich auf dem krachig-verschmitzten Why? in guter Form. Jane Birkin verleiht Marie eine ganz vorzügliche Tristesse und lässt das Lied wie einen verlorenen Outtake vom 8 Femmes-Soundtrack klingen.
We Are The Lilies haben aber auch ein Problem: Es erklingen hier so viele Instrumente, Stile und Sprachen, dass das Ergebnis schnell ein unfertiges Puzzle werden könnte, beliebig, durcheinander. „At times, there are simply too many twists and turns of style to get a firm grasp on a song“, hat der Independent diese Effekt ganz treffend geschildert. Jean Et Jeanne zum Beispiel ist gleichzeitig Spacefolk, Rockabilly und irgendetwas Arabisches. Doch die Leichtigkeit und Spielfreude, die hier allen Stücken zueigen sind, lassen daraus ein Ganzes werden.
Live in Paris haben We Are The Lilies leider Iggy Pop durch Hugh Coltman ersetzt. Trotzdem behält Why? noch seine Power:
httpv://www.youtube.com/watch?v=Xxy9ONlLIwU