Künstler | White Denim | |
Album | D | |
Label | Downtown | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Ich mag Jazz nicht. Ich mag keine ewig langen Gitarrensoli. Ich bin Gegner von Bongos und kriege Brechreiz, sobald eine Panflöte erklingt. Ich bin auch kein allzu großer Freund von Psychedelic. Und wenn ich eine Band höre, bei der sich der Gedanke einschleicht „Das würde bestimmt Noel Gallagher gefallen“, dann macht mich das ebenfalls eher skeptisch.
D, das vierte Album von White Denim aus Austin, ist manchmal Jazz und oft psychedelisch. Es gibt reichlich Gitarrensoli, manchmal auch Bongos und Panflöten. Und vom ersten Ton an weiß man: Diese Band würde definitiv Noel Gallagher gefallen.
Trotzdem mag ich D. Denn das 2006 gegründete Quartett (D ist das erste Album von White Denim, auf dem Gitarrist Austin Jenkins mitspielt) setzt seine Vision von Jamsessions, die spontan sind und trotzdem ausgefeilt, von Hard Rock, der niemals plump sein darf, hier gnadenlos konsequent um. “I think that what we ended up writing ultimately ranges from hard to soft, while featuring a couple of medium hards amidst so as to achieve a more balanced whole”, sagt Sänger James Petralli über die Entstehung der Platte – und fasst den Sound von D damit ganz treffend zusammen.
It’s Him macht den Auftakt, sofort ist man mitten in den Sixties, irgendwo im Hirn von Arther Lee oder zumindest in der Plattensammlung von The Coral. Mit Burnished gesellt sich dann noch etwas Buffalo Springfield hinzu, später vereint Drug das Spinnerte von MGMT mit dem Drive der Moody Blues, für den zarten Rausschmeißer Keys scheint Donovan Pate gestanden zu haben.
At The Farm ist quasi ein einziges, unendliches Gitarrensolo. Wie in einem Kanon greifen die Riffs hier hintereinander, und wenn am Ende auch noch Schlagzeuger Joshua Block durchdreht, wähnt man sich mitten in einem Faustkampf zwischen Led Zeppelin und den Smashing Pumpkins. Street Joy zeigt die sanfte Seite von White Denim und dürfte Radiohead noch ein paar Lektionen lehren über die Möglichkeiten, zugleich untröstlich und majestätisch zu wirken.
River To Consider wandelt auf den Spuren von Sympathy For The Devil Richtung Südamerika. Bess St. ist klassischer, virtuoser Hard Rock wie ihn auch The Who gerne mögen. Falls Chris Martin jemals das geisterhafte Is And Is And Is hören sollte, wird er es wohl nie wieder wagen, Coldplay als ambitioniert zu bezeichnen.
Neben der Unbedingtheit beeindruckt dabei vor allem die schiere Meisterschaft von White Denim. Hier sind absolute Könner am Werk, die trotzdem niemals der Versuchung erliegen, die Songs bloß als Schaufenster für ihre Fingerfertigkeit zu missbrauchen. Angeblich haben die Jungs von White Denim während der Sessions für D in den Pausen gerne Football gespielt. Wenn sie dabei so zu Werke gehen, wie in ihrer Musik, dann muss das ein Gemetzel gewesen sein. Und zwar ein filigranes.
Groß und ungewohnt sanft: White Denim spielen Street Joy live in ihrer Heimatstadt Austin:
httpv://www.youtube.com/watch?v=7nf_oRAheSk
Ein Gedanke zu “White Denim – „D“”