Künstler | William Fitzsimmons | |
Album | Gold In The Shadow | |
Label | Grönland | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Russland hat gerade die Zeitumstellung abgeschafft. Ein allerletztes Mal wurde am Wochenende von Winter- auf Sommerzeit umgeschaltet, fortan soll es für immer bei dieser bleiben, um den Biorhythmus der Russen nicht unnötig zu belasten.
Was das alles mit William Fitzsimmons zu tun hat? Gar nichts. Sein Haupthaar erinnert zwar an die klassische Frisur aller Rotarmisten und der Bart lässt an Rasputin denken. Doch William Fitzsimmons ist Amerikaner. Und er zeigt mit Gold In The Shadow: Er lebt in seiner ganz eigenen Zeitzone.
Irgendwo zwischen Halbschlaf und Tagtraum muss diese Musik aus dem Wolkenkuckucksheim angesiedelt werden. Alles ist hier so sanft, wie man es dieser dunklen, grimmigen Gestalt auf dem Cover niemals zugetraut hätte. Und kein Ton ist auf Gold In The Shadow zu viel.
The Tide Pulls From The Moon führt höchst elegant in diesen Songreigen ein, das zauberhafte Beautiful Girl ist ein Traum. Wenn William Fitzsimmons in Let You Break zum Duett mit Leigh Nash ansetzt, dann erinnert das ein bisschen an Stars, Wounded Head klingt, als würden Simon & Garfunkel (oder eher noch Belle & Sebastian) zu einem schüchternen Walzer auffordern. Psychasthenia setzt mit dezenter Elektronik und Bird Of Winter Prey mit Streichern schicke Farbtupfer im ansonsten meist akustischen Klangkosmos von Gold In The Shadow.
Ganz selten zieht William Fitzsimmons auf seinem vierten Album auch das Tempo ein wenig an. The Winter From Her Leaving lässt dank eines Tamburins erstmals einen dezenten Schwung erahnen. Fade And Then Return hat sogar ein Schlagzeug, das man allerdings fast gar nicht bemerkt. Es braucht allerdings auch nicht allzu viel Fantasie um zu erkennen, dass in diesem Lied wohl ein schlichter Rocksong steckt, wenn man es bloß etwas schneller (und vor allem lauter) spielen würde.
Der Rausschmeißer What Hold setzt nur auf das Picking einer akustischen Gitarre und ist von all diesen zerbrechlichen Liedern das zerbrechlichste, auch traurigste. Doch auch hierin steckt ein Rest von Optimismus und Heiterkeit. „You will see sunlight again“ , heißt das Versprechen, und der Sound dazu ist eher ein leicht beleidigter Jack Johnson als ein plötzlich hoffnungsvoller Nick Drake.
Vor allem aber lässt William Fitzsimmons immer wieder an den schüchternen Wohlklang von Owl City denken. Deren ärgerliche Künstlichkeit schenkt er sich zwar Gott sei Dank, aber auch hier gibt es ganz viele himmlische Melodien und vor allem den Willen zum Optimismus. Auf seinem letzten Album The Sparrow And The Crow hatte William Fitzsimmons, der im Hauptberuf als Psychotherapeuth arbeitet, noch die Scheidung von seiner Frau verarbeitet. Gold In The Shadow ist nun deutlich heller, positiver. Sommerzeit, beinahe.
Ganz sachte, langsam und traumhaft geht es auch im Video von The Tide Pulls From The Moon zu:
httpv://www.youtube.com/watch?v=8LF2Gq7Doe4
William Fitzsimmons bei MySpace.
Auch im Interview mit news.de philosophiert William Fitzsimmons über Glück und Unglück.