Künstler | Willie Isz |
Album | Georgiavania |
Label | Lex |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Bewertung | **1/2 |
Willie Isz veröffentlichen ihr erstes Album! Uninteressant? Ein paar Jungs aus dem erweiterten OutKast-Umfeld haben eine Platte namens Georgiavania gemacht!! Auch nicht so weltbewegend? Dann versuchen wir es doch mal so: Rap-Supergroup!!! Besser?
Der Begriff ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Aber auch nicht ganz falsch, wenn man Willie Isz vorstellen will. Denn das Duo besteht aus Jneiro Jarel und Khujo Goodie. Ersterer hat sich vor allem als Produzent einen Namen gemacht, unter Künstlernamen wie Shape of Broad Minds oder Dr. Who Dat? Der andere ist ein Viertel des legendären Goodie Mob.
Die Väter von Jneiro und Khujo heißen beide Willie, Isz ist ein Monster aus der 1990er-Jahre-Cartoon-Serie The Maxx. Deshalb Willie Isz. Georgiavana ist ihr erstes gemeinsames Album, schon 2009 in den Staaten erschienen, mit mehr als einem Jahr Verspätung dann auch hierzulande in den Läden gelandet.
Soviel zu den Fakten. Natürlich ist das eine leidlich spannende Ausgangsposition. Aber noch immer ist damit nicht die Frage beantwortet: Braucht man das? Die Antwort lautet: eher nicht. Georgiavania ist ein ordentliches Rap-Album, aber mehr nicht.
Blast Off baut auf eine E-Gitarre und wird aggressiv, aber nicht brutal. Danach hüpft der Titeltrack wie durchgeknallt um ein Kinderzimmer-Klavier und einen durchaus coolen Beat herum, unterstützt von OutKasts Big Boi. Loner setzt auf eine Helium-Stimme, das Ergebnis klingt wie (noch mehr) bekiffte Gorillaz.
Einen Beat mit reichlich Wumms und einer Kuhglocke hat Jneiro Jarel für Gawn Jet herausgesucht. “Outerspace punk rock. It’s kinda crunk but it’s kinda funky”, sagt er über den Track, bei dem Tunde Adebimpe von TV On The Radio mitwirkt. In The Red (Politrix) wird ganz laid back, Violet Heart Box setzt auf mehrstimmigen Gesang, The Grussle baut sich gar rund um ein Balkan-Sample auf. In der geheimnisvollen Soul-Ballade I Didn’t Mean To wird eher gesungen als gerappt (und Khujo klingt dabei lustigerweise ein bisschen nach Elvis Costello) – das ist durchaus typisch für Georgiavania, das ganz offensichtlich keine Lust auf Rap-Klischees hat. Willie Isz haben kein Problem damit, auch mal schwach oder verletzlich zu klingen. “Hip-hop needs more albums willing to be this strange”, hat Pitchfork deshalb geschrieben und Spin sieht in Willie Isz “Gnarls Barkley’s fucked-up little cousin.”
Auch die Jungs selber legen die Messlatte hoch. “We definitely want to keep that Dungeon, Goodie Mob, OutKast vibe. A lot of hip-hop is lacking that soul that Dungeon Family used to bring to the table. We’re holding on to that,” erklärt Jneiro die Herangehensweise bei Willie Isz. Das Problem ist: Die Musik wird diesem Anspruch nicht gerecht.
Um als reines Rap-Album zu zünden, hat Georgiavania zu wenig Witz und Punch. Um Genre-Grenzen einzureißen und einen überzeugenden Gegenentwurf zu etablierten Hip-Hop-Posen zu bieten, fehlt nicht nur ein Schuss Pop-Sensibilität. Es fehlt ausgerechnet auch die Seele, die Jneiro und Khujo versprechen. Das allermeiste auf Georgiavania klingt wie vom Reißbrett – und bloß solide.
Willie Isz im Interview:
httpv://www.youtube.com/watch?v=81ikXksOGAU