Künstler*in | Nigel Wright | |
Album | Millfoil | |
Label | Butterfly Collectors | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Darf man da noch Wunderkind sagen? Nigel Wright war jedenfalls noch im zarten Alter von 16 Jahren, als er sein Debütalbum Millfoil aufnahm. Ein 8-Spur-Rekorder, ein paar Mikrofone und eine Handvoll Instrumente waren sein gesamtes Equipment. Das Ergebnis war immerhin faszinierend genug, um bei den Damen und Herren von Butterfly Collectors, der Plattenfirma aus Berlin/Haldern, mächtig Eindruck zu hinterlassen. Sie baten den Jungen aus dem Norden von Georgia, die neun Songs noch einmal neu aufzunehmen und bringen sie nun heraus – während der Jungspund bereits am nächsten Album arbeitet.
Ein echter Charakter, der Nigel Wright aus dem Meer der Singer-Songwriter herausheben würde, fehlt hier meist noch. Aber man kann genug Potenzial erkennen, um die Begeisterung des Labels nachvollziehen zu können: Nigel Wright, der aus einer Künstlerfamilie stammt und zuerst malte und Klavier spielte, bevor er die Gitarre für sich entdeckte, singt seine meist abstrakten Texte mit einer einnehmenden Stimme, die gerne mal ins Falsett emporsteigt. Und er spielt Lieder, die im hohen Maße ungewöhnlich sind. Millfoil ist stets filigran, fast immer melancholisch, aber niemals hoffnungslos. Vielen der Lieder hört man Nigel Wrights Anspruch an, niemals auf naheliegende Akkordfolgen oder vertraute Muster zu setzen, was gelegentlich an Tim Buckley gemahnt.
Eine E-Gitarre ist in Advance, dem ersten Lied der Platte, zweimal für Bruchteile einer Sekunde zu hören. Das ist gleich in zweifacher Hinsicht bedeutend . Erstens ist diese E-Gitarre das einzige Instrument auf Millfoil, das nicht Klavier oder Akustikgitarre heißt. Zweitens ist der verzerrte Sound ein sehr effektvolles Störfeuer mitten im harmonischen Klangbett aus genau jeden Zutaten.
Darüberhinaus zeigt Nigel Wright schon in diesem Lied und mit dieser Methode, wo seine Stärke liegt: Sein Debüt lebt von den Pausen und Brüchen, ob in Side Effects, das mit seinem Picking am meisten an Nick Drake denken lässt, oder in Solid Muse, das zum Ende hin fast einer Eruption gleickommt.
Immer wieder arbeitet Nigel Wright auf einzelne Momente hin, die er dann erstrahlen lässt. Das führt dazu, dass Millfoil über einige Strecken recht ereignisarm daherkommt. Aber in einem einzigen Wort kann hier auch so viel Gefühl und Bedeutung stecken wie bei anderen Künstlern in einer ganzen Strophe.
Live hat Nigel Wright dann doch ein paar mehr Instrumente im Einsatz, wie dieser Version von Advance beweist:
httpv://www.youtube.com/watch?v=-gioiDG1daE