Homeshake – „Helium“

Künstler Homeshake

Homeshake Helium Review Kritik
Nicht im Studio, sondern zuhause wurde „Helium“ aufgenommen.
Album Helium
Label Sinderlyn
Erscheinungsjahr 2019
Bewertung

„Die Zukunft ist für uns alle ein unbekanntes Terrain, von dem es keine Landkarte gibt. Was uns hinter der nächsten Ecke erwartet, wissen wir erst, wenn wir abgebogen sind.“

Dieses Zitat stammt aus 1Q84, dem 2009 veröffentlichten Roman von Haruki Murakami. Gleich in dreifacher Hinsicht ist es sehr passend für Helium, das morgen erscheinende vierte Album von Homeshake. Erstens hat Peter Sagar, der Mann, der hinter diesem Projekt steckt, während der Arbeit an dieser Platte sehr viele Bücher des japanischen Autors gelesen. Zweitens spielt das erwähnte Buch im Jahr 1984, und dieser Ära scheinen viele Instrumente entnommen zu sein, mit denen der Künstler die Platte (diesmal allein in seiner Wohnung in Montreal) aufgenommen hat. Drittens scheinen seine Lieder, auch wenn das Equipment aus den Eighties stammen mag, auf Gefühle zu verweisen, die aus einer nicht weit entfernten, meist dystopisch zu verstehenden Zukunft kommen, die genau so unsicher ist, wie Hurakami sie umschreibt.

Den Albumtitel Helium kann man natürlich auf die sehr hohe Stimme von Peter Sagar beziehen, die etwa in Like Mariah einen interessanten Kontrast zum dort eingesetzten Slap Bass bildet. Die noch bessere Erklärung für den Bezug zum Edelgas (nachdem der Vorgänger 2017 noch Fresh Air im Sinn hatte) liefert Just Like My: Der Track ist vergleichsweise konkret, der Beat ist HipHop, die Zeile „I need something Helium“ scheint für die Sehnsucht nach einem Idyll zu stehen. Auch Anything At All (mit der hübschen Fantasie: „Everyone I know lives in my cell phone“) ist sehr typisch für den Sound von Homeshake, denn der Beat ist hier zugleich reduziert und dominant.

Peter Sagar, der früher in der Liveband von Mac DeMarco aktiv war, hat auf Helium zudem etliche instrumentale Zwischenstücke gepackt, nur wenige Tracks sind so üppig arrangiert wie All Night Long: Jedes Geräusch des Beats ist sehr definiert und präzise im Panorama platziert, die Timpani-Melodie würde gut in einen Horrorfilm passen. Another Thing wird von allen Stücken vielleicht am reizvollsten, vor allem in melodiöser Hinsicht.

Das sanfte Other Than integriert eine E-Gitarre, die Melodie in Couch Cushion klingt, als komme sie aus einem alten, nur halbwegs intakten Leierkasten, dazu ist ein Rauschen zu erkennen, das noch älter zu sein scheint. Die Titelzeile von Nothing Could Be Better wird mit der Präzisierung „Better than you“ fortgesetzt, auch hier steckt im Beat viel mehr Liebe zum Detail als in den spärlichen Akkorden. Ganz am Ende von Helium scheint der Beat im Secret Track zum ersten Mal auch auf Tanzbarkeit ausgelegt zu sein – am besten sollte dieses Tanzen zu Homeshake wohl leicht angesäuselt auf einer Terrasse irgendwo am Strand stattfinden.

Geometrie lernt im Video zu Nothing Could Be Better das Tanzen.

Mit Helium ist Homeshak auch auf Tour in Deutschland:

22.02.19 Hamburg, Molotow
23.02.19 Berlin, Festsaal Kreuzberg
24.02.19 Köln, Artheater

Homeshake bei Bandcamp.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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