Jeden Mittwoch ist Kinderballett. Alexander, Sami, Roman und Berti liefern ihren Nachwuchs im Tanzstudio ab und sitzen dann gemeinsam wartend vor der Tür, während die Kinder drinnen üben. Die vier Väter kommen ins Gespräch, lernen sich gegenseitig kennen und tauschen Erfahrungen über die für alle einigermaßen neue Vaterrolle aus.
Das ist die Ausgangssituation in How To Dad. Die ARD-Miniserie (Regie: Jakob Lass, Drehbuch: Anneke Janssen und Richard Kropf) orientiert sich an einem Vorbild aus Israel und bietet in fünf rund halbstündigen Folgen eine amüsante Betrachtung über die Krise der Männlichkeit. Denn praktische Fragen für junge Väter wie Elterngeld, Kita-Platz, Erziehungstipps oder Vorsorgeuntersuchungen spielen hier kaum eine Rolle, auch die Kinder haben keinen allzu prominenten Platz (sorgen allerdings für besonders rührende Momente, wenn sie doch einmal vor der Kamera auftauchen). Stattdessen entwickelt sich der Gesprächskreis mehr und mehr zur Selbsthilfegruppe über Rollenbilder und Beziehungsmodelle.
Natürlich treffen dabei denkbar unterschiedliche (Stereo-)Typen aufeinander. Alexander (Vladimir Burlakov) ist CEO in einem Start-Up, der gerade ein Sabbatical nimmt, um mehr für seine Tochter da zu sein, und bringt viel Business-Ratgeber-Sprech und Großspurigkeit in die Runde ein. Roman (Helgi Schmid) verdient als Influencer sein Geld, erfüllt alle Hipster-Kriterien und kann intellektuell nicht immer folgen. Berti (Patrick Güldenberg) hat mit seinem Partner ein Kind adoptiert, schreibt erotische Romane zum Broterwerb und ist ebenso sensibel wie politisch korrekt. Sami (Ugur Kaya) stellt sich als türkischer Drogendealer bei den anderen vor, was womöglich nicht stimmt, und gefällt sich auch sonst mit Gangster-Gehabe und Macho-Posen.
Dass sie alle mit dem Klischee, wie ein Papa zu sein hat (eben: How To Dad), brechen wollen, und dabei selbst Klischees sind, trägt erheblich zum Humor der Serie bei. Spannung wird auch erzeugt durch die vermeintliche Vertraulichkeit des Gesprächs unter Männern, die aber an zwei Stellen durchbrochen wird. Zum einen ist da Berti, der maximal woke ist und sofort mahnend einschreitet, sobald sich die Inhalte etwas zu freimütig in Richtung Locker Room Talk bewegen. Zum anderen arbeitet mit Sema (Acelya Sezer) eine ältere Tochter von Sami im Ballettstudio hinter der Theke. Sie verkauft kleine Snacks und hört alles mit – um ebenfalls zu kommentieren oder zu intervenieren, wenn die vier Väter und insbesondere ihr eigener zu sehr fabulieren oder schwadronieren.
Sema personifiziert damit einen Aspekt, der im Kern von How To Dad steht: Die vier Männer fühlen sich in ihrer neuen Rolle als Väter beobachtet, getestet, auf dem Prüfstand – sowohl untereinander als auch von der Gesellschaft insgesamt. Die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung trägt diese fünf Folgen. Es gibt Peinlichkeiten und Posen, die Väter wollen souverän sein und sind doch aufgeschmissen. Besonders witzig wird das, wenn ihre Legenden (Wer hat noch Sex? Wie läuft es im Job? Wer hat seine Familie im Griff?) immer wieder mit der Wirklichkeit zuhause abgeglichen werden und die Kamera dann kurz außerhalb des Wartebereichs in der Ballettschule platziert ist. Wir erleben dann trotzige Kinder und herrische Frauen (seltsamerweise sind die weiblichen Figuren hier durchweg Zicken, Glucken oder eine Bedrohung für den eigenen Lebensentwurf), die am Ende sowieso am längeren Hebel sitzen.
Auch die Konkurrenz der vier Männer untereinander ist ein Pool für Pointen. Während die Kinder drinnen ihre Ballettschritte üben, findet draußen vor der Tür ein permanenter Schwanzvergleich statt, für den die Kinder (Wer kann schon wie viel in seinem Alter?) von Anfang an instrumentalisiert werden. Als klar wird, dass es zum Abschluss des Kurses einen Vater-Kind-Tanz geben soll, den Alexander, Berti, Roman und Sami gleichermaßen peinlich und bedrohlich empfinden, wird auch dieses Prahlen auf die Probe gestellt.
Aus der permanenten Überforderung zieht How To Dad seinen Humor, das funktioniert auch dank der guten Chemie zwischen den vier Hauptdarstellern, die während der Dreharbeiten viel Raum zur Improvisation hatten. So unterschiedlich sie sind, so sehr ähneln sich die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Sie sind liebevoll und unsicher, und sie alle müssen einsehen, dass moderne Vaterschaft nicht ohne gelegentliche Erniedrigung möglich ist, die so gar nicht zum Bild des allmächtigen Patriarchen passen mag. Wirklich alle in dieser Serie sind cooler als diese vier Väter (die von Nikeata Thompson gespielte, dominante Ballettlehrerin sowieso, aber auch die anderen Frauen, selbst die Kinder). Sie beim permanenten Spagat zwischen Schein und Sein zu beoachten, ist sehr unterhaltsam – und zeigt auch, wie wenig die Vaterrolle im aktuell angesagten Männer-Idealbild enthalten ist.