Film | Ich und Kaminski | |
Produktionsland | Deutschland | |
Jahr | 2015 | |
Spielzeit | 124 Minuten | |
Regie | Wolfgang Becker | |
Hauptdarsteller | Daniel Brühl, Jesper Christensen, Amira Casar, Geraldine Chaplin, Jördis Triebel | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Obwohl er als junger Mann erblindet ist, hat es Manuel Kaminski geschafft, einer der berühmtesten Maler der Welt zu werden. Er hat bei Matisse und Picasso gelernt, wurde in Paris und New York gefeiert, seine Werke erzielten Höchstpreise. Doch im Alter hat er sich in die Schweizer Berge zurückgezogen, wo er mit seiner Tochter und einer treu ergebenen Entourage lebt, die ihn von der Öffentlichkeit abschirmt. Dort will ihn der Kunstkritiker Sebastian Zöllner aufspüren, der für einen renommierten Verlag an einer Biographie über den Maler arbeitet und wild entschlossen ist, daraus einen Bestseller zu machen, nachdem ihm in seiner bisherigen Laufbahn wenig gelungen ist. Als auch noch seine Freundin Elke mit ihm Schluss macht, auf deren Kosten der Journalist bisher gelebt hatte, ist er noch mehr auf einen Erfolg seiner Recherchen angewiesen. Zöllner hat eine gewagte These: Der berühmte Maler ist seiner Ansicht nach gar nicht blind, sondern täuscht das nur vor, um seine Bilder als Wunderwerke vermarkten zu können. Beim Versuch, diesem Verdacht nachzugehen, taucht er immer tiefer in die Welt des Malers ein.
Das sagt shitesite:
Ich und Kaminski, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann, enthält etliche Seitenhiebe auf den Kunstbetrieb. Der vielleicht subtilste und gemeinste davon: Es gibt in diesem Film keine einzige sympathische Figur. Der Maler gefällt sich in einer Mischung aus Verbitterung, Nostalgie und Weisheit. Seine Tochter ist eine undurchdringliche, womöglich berechnende Domina. Und Sebastian Zöllner setzt dem die Krone auf: Er ist vorlaut, schmierig und eingebildet, seine Dreistigkeit wird nur noch von seiner Larmoyanz übertroffen, als er erst seine Freundin verliert und dann befürchten muss, die heiß ersehnte Exklusivstory mit der großen Lebenslüge des legendären Malers könne nicht zustande kommen.
Der Film, der mit einer sehr sehenswerten Zusammenfassung von Kaminskis Leben beginnt und danach in Kapitel gegliedert ist, lebt von der heimlichen Faszination für diese Unhelden, ebenso von der Reibung, die zwischen dem Möchtegern-Kenner Sebastian Zöllner und Manuel Kaminski als stiller Autorität entsteht: Man ahnt, dass da eine Sympathie ist. Doch selbst in Momenten, in denen sich der greise Maler seinem jungen Biographen vermeintlich öffnet, wird daraus niemals Vertrauen oder Augenhöhe. Auch die widersprüchlichen Aussagen, die Zöllner bei etlichen Wegbegleitern Kaminskis recherchiert hat, sorgen für Spannung – zumindest für etwas mehr Spannung, als man es von einem Film mit dem Etikett „Kunstsatire“ erwarten könnte.
Selbst als aus dem Beinahe-Kammerspiel dann plötzlich ein Road Movie wird, weil Zöllner ein Wiedersehen des Malers mit seiner Jugendliebe Therese inszenieren möchte, bleibt aber ein Problem von Ich und Kaminski bestehen: Es gibt einfach zu wenig Plot, um gut zwei Stunden Celluloid zu füllen. Immerhin wird am Ende noch eine Gemeinsamkeit erkennbar, die man vielleicht als Parabel für Kreative diverser Genres insgesamt verstehen darf. Was den Reporter und den Maler vereint, ist die Unsicherheit in ihrem eigenen Metier. Egal, wie erfolglos sie sind oder wie sehr sie bejubelt werden: Beide wissen, dass zu ihrem Handwerk auch Blendwerk gehört, und beide fühlen sich trotz ihres eifrigen Bemühens um Meisterschaft ein wenig wie Scharlatane.
Bestes Zitat:
„Ehrgeiz ist wie eine Kinderkrankheit. Man überwindet ihn und ist gestärkt.“
Der Trailer zum Film.