Autor*in | Christian Kracht | |
Titel | Der gelbe Bleistift | |
Verlag | Kiepenheuer und Witsch | |
Erscheinungsjahr | 2000 | |
Bewertung | Foto oben: Congerdesign auf Pixabay |
Die meisten dieser Texte sind schon zuvor in der „Welt am Sonntag“ erschienen, als – nunja, Reisereportagen. So etwas ähnliches sind sie zumindest. Keine mit Landschaftsbeschreibungen und Zitaten von Einheimischen überladenen Geschichten aus der Sicht eines Touristen, die den Daheimgebliebenen erzählen, was sie gerne wissen möchten von einem fremden Land. Sondern Geschichten aus der Sicht eines Insiders, der den Daheimgebliebenen erzählt, was sie gar nicht wissen können.
Hier wird keine Exotik vorgeführt. Kracht, der in Bangkok lebt, vermittelt gerade deshalb ein so einfühlsames Bild von Asien, weil er sich dort selbst so wohl, aber immer noch fremd fühlt. Dies wird noch verstärkt dadurch, dass Kracht den Leser mitdenkt und nicht selten auch direkt anspricht. Das Absurde und Widersprüchliche, die Dekadenz und Gleichgültigkeit des Lebens dort – dies sind die eigentlichen Themen.
Das Bemerkenswerteste an seinen Texten ist die völlige Abwesenheit von Spannung. Hier wird nicht recherchiert, konstruiert, dramatisiert. Es wird einfach betrachtet. Gerade deshalb entsteht unterm Strich ein Bild von Asien, das lebendig ist – und viel weniger oberflächlich als das, was man eigentlich als Reisereportage kennt.
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