Film | Imagine Imagine | |
Produktionsland | Großbritannien, Österreich | |
Jahr | 2004 | |
Spielzeit | 90 Minuten | |
Regie | Frederick Baker | |
Hauptdarsteller | John Lennon, Yoko Ono, Klaus Voormann | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Unter anderem neu entdecktes Archivmaterial, das John Lennon und Yoko Ono beim Komponieren und Diskutieren zeigt, nimmt der österreichische Filmemacher Frederick Baker zum Anlass, einem der berühmtesten Lieder der Welt nachzuspüren: dem 1971 geschriebenen und bis heute vier Mal als Single veröffentlichten Imagine. Der Film blickt in den drei Kapiteln „Schöpfung“, „Inspiration“ und „Erlösung“ nicht nur auf die Entstehungsgeschichte, sondern auch auf Kontext und Wirkung des Songs. Neben Gesprächen mit Imagine-Fans (und einem radikalen Gegner des Lieds) in Wien, Tiflis, London und New York gibt es auch historische und neue Interviews mit Yoko Ono sowie imaginative Bilder, die den Inhalt untermalen.
Das sagt shitesite:
Imagine Imagine beginnt mit einem Zitat aus der Bibel, nichts weniger. Das ist die erste wichtige Aussage des Films: Baker begreift dieses Lied als einen Religionsersatz. Deutlich wird das beispielsweise, wenn immer wieder Bilder aus der Raumfahrt die Filmsequenzen untermalen: Auch sie war ein Symbol für die Möglichkeiten der Menschheit, ein visionäres Projekt als Beleg der Stärke unseres Geistes und unseres Strebens nach Höherem. Noch klarer wird es, wenn der österreichische Radiojournalist Rainer Waigmann als einer der zentralen Protagonisten des Films erzählen darf, wie er dabei war, sich zu Tode zu saufen, bis ihm im Entzug das Lied einen neuen Weg wies.
Überhöhung ist auch an anderer Stelle nicht weit. Ein buddhistischer Priester, ein Chemie-Nobelpreisträger und ein Musikprofessor kommen zu Wort, sie alle sind glühende Verehrer von Imagine. Klaus Voormann, der den Bass darauf gespielt hat, gibt ein paar Einblicke in die Zeit der Entstehung des Songs. Die vielleicht skurrilste Figur in Imagine Imagine ist der Fotograf Juri Mechitow, der sich „Lennonist“ nennt (vorher war er „Leninist“) und nach eigenen Angaben von diesem Lied durch den Bürgerkrieg in seinem Heimatland Georgien getragen wurde.
Diese vielfältigen Deutungs- und Aktualisierungsmöglichkeiten sind wohl ein wichtiger Grund für die dauerhafte Relevanz des Lieds. „Ich denke, die Kraft von Imagine liegt in seiner Einfachheit und Ambiguität. So ist ist es für Menschen auf der ganzen Welt und jeden Glaubens möglich, sich darin wiederzuerkennen“, sagt Frederick Baker. Die oft originellen Bilder und zumindest manchmal überraschenden Statements, die er hier zusammenfügt, bestätigen diese These, etwa die wachsende Popularität des Lieds nach den Anschlägen des 11. September 2001. Außerdem gibt es Sequenzen mit Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg und aus Vietnam, aus dem John-Lennon-Museum in Japan oder von einem Besuch in seiner früheren Grundschule in Liverpool, wo die heutigen Schüler sich mit seiner Musik auseinandersetzen – all das lässt sich problemlos mit dem Song in Verbindung bringen. Daran steckt die Aufforderung an jeden von uns, sich sein eigenes Imagine vorzustellen, die wohl auch der Titel des Films zum Ausdruck bringen soll.
Ein wichtiger Impetus scheint zudem gewesen zu sein, den Anteil von Yoko Ono an der Kreation dieses Klassikers deutlich zu machen. Sie darf sich nicht nur im Interview mit den Filmemachern umfangreich dazu äußern. Auch John Lennon selbst ist in Archivaufnahmen zu hören, wie er den Prozess von Komposition und Texten deutlich als Kollaboration schildert. Insbesondere stellt er heraus, wie wichtig die Ideen in ihrem Buch Grapefruit als Inspiration für den Song waren. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mittlerweile ist diese Botschaft angekommen: Im Januar kündigte die National Music Publishers‘ Association an, Yoko Ono werde künftig als Mit-Komponistin von Imagine geführt.
Bestes Zitat:
„There are only two industries in the world: war industry and peace industry.“ (Yoko Ono)
Da ist es nochmal (mangels Trailer zum Film): Imagine in Ton und Bild.