Die Reihe Best of Singen & Best of Sabbeln hat mittlerweile Tradition bei den Machern von Inas Nacht. Diese zwei DVDs machten den Auftakt und vereinen die Highlights der ersten vier Staffeln aus den Jahren 2007-2009. Während der gut zweieinhalb Stunden Spielzeit wird klar, was damals wie heute den Appeal der Sendung ausmacht, die unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis, Deutschen Comedypreis und Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde: Gastgeberin Ina Müller ist als Talkmasterin genauso gut wie als Sängerin – aber während sie das Singen mit ihren musikalischen Gästen ernst nimmt, hat sie im Gespräch davor und danach große Lust aufs Blödeln.
Was dabei unterhaltsamer wird, ist schwer zu entscheiden. Auffällig bei den musikalischen Darbietungen ist tatsächlich in erster Linie, wie sehr sie Fan ist, wie stolz darauf, mitsingen zu dürfen mit einigen der Leute, deren Songs sie liebt. Dann verweist sie auf ihre Gänsehaut bei besonders intensiven Momenten oder kann ein „Ich freu mich so“ gar nicht oft genug sagen.
Zu den Highlights auf Best of Singen gehört das sehr stimmungsvolle Ich will dich nicht verlier’n mit Johannes Oerding (der dann später ihr Boyfriend werden sollte, hier gesteht sie schon einmal, dass sie im Auto mehrfach geblitzt wurde, wenn sie seine Musik gehört hat), ebenso wie das sehr schöne If You Believe mit Sasha, das in dieser reduzierten Version einen ganz neuen Charakter gewinnt. Spektakulär wird auch die Erkenntnis, dass man in die winzige Kneipe „Zum Schellfischposten“, in die nur 14 Gäste passen, immerhin sechs Mitglieder der BossHoss und der Familie Popolski quetschen kann.
Manchmal trifft in Inas Nacht hingegen aufeinander, was nicht zusammen gehört, etwa der Gesang von Annett Louisan mit einem Trompetensolo der Wildecker Herzbuben. Eher Fremdschämen ist beim Auftritt von Hellmuth Karasek angesagt, dafür wird (nicht nur) in solchen Momenten die Reaktion des Publikums besonders spannend: Alle wollen beim Zuhören möglichst konzentriert aussehen, andächtig und mit Kennerblick, schließlich könnte man ja jederzeit von einer der Kameras eingefangen werden – aber bei schiefen Tönen ist das gar nicht so einfach.
Best of Sabbeln lässt schnell die zwei wichtigsten Stärken von Ina Müller als Moderatorin erkennen: Sie ist wirklich interessiert an ihren Gästen als Person, die Prominenz ihrer Gäste bedeutet ihr hingegen nichts. Weder von hohem Alter noch von akademischen Titeln oder einer immens erfolgreichen Karriere lässt sie sich beeindrucken. Dass die Gäste im „Schellfischposten“ auch selbst Fragen an die Promis auf Bierdeckel schreiben dürfen (und dabei gerne unter die Gürtellinie zielen), wäre gar nicht unbedingt notwendig, so dreist, unverschämt und mitunter sogar aufdringlich ist die Gastgeberin.
„Ich mag ernste Antworten“, sagt Ina Müller an einer Stelle dennoch, und so entlockt sie den Prominenten aus Fernsehen, Musik, Sport und Comedy reichlich amüsante Anekdoten, etwa über den Wodkabedarf der nackten Zarah Leander, die Unterhosen von Sasha und Heino oder die betrunkene Philosophie von Tony Marshall. Zudem darf man in Inas Nacht den notorisch reservierten Thomas Schaaf mit Scherzartikel-Brille und den notorisch verspießten Reinhold Beckmann als Möchtegern-Latin Lover erleben.
Auf beiden DVDs zeigt sich zudem die Zutat, die dieses Format zu einer Ausnahmeerscheinung im deutschen Fernsehen gemacht hat und letztlich wohl der Schlüssel zum Erfolg von Inas Nacht ist: Mut zum Chaos.