Mit seinem zweiten Album Good Things hat Aloe Blacc den großen Durchbruch geschafft. Sein Hit I Need A Dollar erreichte auch in Deutschland die Top10 und ist noch immer ein Dauerbrenner im Radio. Doch der Mann aus Los Angeles hat nicht nur feinen Soul zu bieten. Er ist auch Aktivist für eine bessere Welt. Im Interview erklärt er, wieso Oprah Winfrey für ihn ein Vorbild ist, was die Fans bei der Deutschland-Tour im Frühjahr erwarten können – und warum es gut ist, morgens aufzuwachen.
Hi, Aloe! Dein Album heißt Good Things. Welche guten Sachen sind Dir denn heute passiert?
Blacc: Oh Mann, da muss ich nachdenken.
Es gab doch hoffentlich ein paar gute Dinge?
Blacc: Ja, klar. Zunächst mal bin ich aufgewacht. Das ist immer eine gute Sache. Ich würde sagen: Wenn man morgens nicht mehr aufwacht, dann hat man ein Problem. (lacht) Dann habe ich lecker gefrühstückt. Danach habe ich mit meiner Frau eine kleine Tour durch Berlin gemacht. Das war wirklich schön, wenn auch ganz schön kalt. Und seitdem stehen Interviews an.
Passieren Dir als Popstar nun mehr gute Sachen als früher? Oder ist das Leben eher weniger angenehm geworden?
Blacc: Es ist auf jeden Fall stressiger geworden. Früher wäre ich in diesem Moment einfach zuhause gewesen, oder vielleicht im Studio. Jetzt reise ich durch die Welt und treffe jede Menge Leute. Aber ich will mich natürlich nicht darüber beschweren. Für mich ist das ein Traum, der wahr geworden ist.
Nach Deinem großen Hit I Need A Dollar bist Du die Geldsorgen inzwischen wohl los. Wenn Du den Song heute schreiben würdest, was würde dann an der Stelle von „Dollar“ stehen?
Blacc: Mitgefühl. Wir leben in einer ganz und gar kapitalistischen Welt, wo es nur um Konsum und Bedürfnisbefriedigung geht. Wir brauchen unbedingt mehr Mitgefühl in dieser Welt. Vor allem in den Industrieländern gibt es so viel Überfluss – das ist eine Schande, wenn man betrachtet, wie viel Armut es auf der anderen Seite gibt. Wir alle sollten uns viel öfter in die Menschen hineinversetzen, die weniger Glück hatten als wir. Wir sollten ihren Schmerz fühlen.
Auch in Deinen Texten übst Du immer wieder Kritik am Zustand der Welt. Auf der anderen Seite klingt Good Things wie ein klassisches Soul-Album, vielleicht aus den 1960ern oder 1970ern. Wünschst Du Dir manchmal, in einer anderen Zeit zu leben?
Blacc: Auf keinen Fall. Dafür liebe ich die moderne Technik viel zu sehr (lacht). Ich liebe das Internet. Und ich liebe all die Möglichkeiten, die man heutzutage im Studio hat. Das einzige, was früher besser war, ist die Musik. Damals hatten noch die Künstler das Sagen – und nicht die Musikindustrie. Man konnte seine Botschaft noch rüberbringen, ohne allzu viel Rücksicht auf Marketing, Zielgruppen oder Verkaufszahlen zu nehmen.
Vielleicht wäre es damals auch für Dich einfacher gewesen, die Menschen aufzurütteln.
Blacc: Das kann sein. Das Problem heute ist: Es gibt viel zu viel Ablenkung. Die Künstler müssen sich um alles Mögliche kümmern, was eigentlich gar nichts mit ihrer Musik zu tun hat. Gleichzeitig ist es schwer, die Aufmerksamkeit der Leute zu bekommen. Denn auch das Publikum hat ganz viele Möglichkeiten, sich mit anderen Sachen zu beschäftigen. Sie hören Musik und sind nebenbei noch im Internet oder schauen eine Talkshow im Fernsehen.
Apropos: Du hast Oprah Winfrey einmal als Einfluss genannt. Eine ziemlich ungewöhnliche Wahl – schließlich ist sie Fernsehmoderatorin, und keine Musikerin.
Blacc: Trotzdem ist ihre ganze Geschichte inspirierend für mich. Oprah Winfrey ist in den Südstaaten aufgewachsen, als es noch die Rassentrennung gab. Sie kommt aus einer armen Familie. Eigentlich hatte sie keine Perspektive, aber heute ist sie eine der reichsten Frauen der Welt. Sie hat das alles geschafft, weil sie ihre Fähigkeiten voll ausgeschöpft und eine ungeheure Willensstärke an den Tag gelegt hat. Was noch dazu kommt: Heute hat sie nicht nur jede Menge Geld – sie teilt es auch. Sie lässt andere Leute an ihrem Reichtum teilhaben, so wie es auch Michael Jackson getan hat oder wie es George Clooney tut. Solche Leute sind die Helden unserer Zeit. Denn sie nutzen ihren Einfluss und ihre Macht, um das Leben der Menschen zu verbessern.
Im März und April kommst Du auf Tour nach Deutschland. Wirst Du auch bei den Konzerten versuchen, Dein Publikum zum Nachdenken zu bringen?
Blacc: Auf jeden Fall. Ich versuche, jede Möglichkeit zu nutzen, um auf die Probleme hinzuweisen, die es auf der Welt gibt – und ich will die Leute auffordern, etwas dagegen zu tun. Auch bei meinen Konzerten. Es könnte zwar in Deutschland etwas schwer werden, weil vielleicht nicht alle Fans die Texte verstehen. Aber über die Musik wird das trotzdem funktionieren. Mein Ziel ist es, die Menschen glücklich zu machen. Und am Ende der Konzerte wird das jeder verstanden haben.
Aloe Blacc singt I Need A Dollar live im Studio:
httpv://www.youtube.com/watch?v=lDyUhI1ArPo
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