Ende des Monats soll die erste EP von Sebel van der Nijhoff erscheinen. Derzeit ist er mit Thomas Godoj auf Tour und sorgt im Netz für die nötige Vorfreude. Vor dem Konzert im Werk 2 in Leipzig habe ich den Mann aus Wanne-Eickel getroffen.
Wenn man sich deinen Albumtrailer im Netz anschaut, muss man staunen: Für einen Newcomer hast du da sehr viel prominente Unterstützung. Bist du so gut vernetzt?
Sebel van der Nijhoff: Ich denke, das liegt eher daran, dass ich sehr viel alleine machen kann. Ich drehe die Videos selber und schneide sie auch selber. Ich komme ja aus dem Bereich, ich habe lange als Fotograf gearbeitet und immer versucht, Fotografie und Musik zu verbinden.
Die Tour mit Thomas Godoj dokumentierst du mit einem Videotagebuch. Wie läuft es denn bisher?
van der Nijhoff: Für uns ist es wunderbar. Ich habe im Winter eine längere Tour gefahren mit Luxuslärm, da war ich alleine unterwegs, nur mit meiner Akustikgitarre. Da ist man schon manchmal der einsame Wolf. Das jetzt ist die erste Tour, wo wir mit der kompletten Band im Nightliner reisen. Das fühlt sich an wie eine Jugendfreizeit.
Wie kommt ihr als Vorgruppe denn mit Thomas Godoj klar?
van der Nijhoff: Sehr gut. Bisher gab es keine Reibereien. Wir stehen bei den letzten drei Songs von ihm immer vor der Bühne, seine Musiker schauen sich auch oft unsere Show aus dem Publikum an. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir da gegeneinander spielen. Und wir sind Thomas sehr dankbar, dass er uns sein Publikum zur Verfügung stellt.
Kann dieses Prinzip als Karrierestrategie noch funktionieren: Man erspielt sich als Vorgruppe ein paar Fans und startet dann selber durch?
van der Nijhoff: Ich denke, dass es ein Bestandteil sein kann von ganz vielen, die gegeneinander oder miteinander laufen. Man muss Leute haben, die Promotion machen für die Platte. Man muss sich ein Publikum erspielen bei Support-Tourneen. Man muss Videos machen, im Netz präsent sein. Nur touren reicht sicherlich nicht. Aber man merkt, dass das schon Macht hat: Man erreicht eben viele Leute, die schauen dann bei Facebook oder kaufen ein T-Shirt.
Wäre für dich auch eine Castingshow als der schnelle Weg zum Ruhm infrage gekommen?
van der Nijhoff: Nein.
Warum nicht?
van der Nijhoff: Ich bin kein Sänger, das würde ich nie behaupten. Thomas zum Beispiel hat eine unglaubliche Stimme, jeden Abend werde ich da ganz neidisch. Vor allem aber wollte ich immer das machen, was ich machen will. Meine eigene Musik, meine eigenen Lieder. Ich schreibe Songs aus meinem Leben, ich bin ein Typ, ich habe eine Geschichte zu erzählen. Das ist das, was ich jeden Abend leben will.
Ist der Rock’N’Roll-Lifestyle noch ein Ideal für dich? Durch die Krise der Musikindustrie wird dieses Bild vom steinreichen Rockstar und der endlosen Party ja eigentlich zunehmend unrealistisch.
van der Nijhoff: Das Ideal ist, das zu machen, was wir hier jeden Abend machen. Wir sind als Bande zusammen, wir feiern, wir lernen coole Leute in Kneipen kennen. Wir freuen uns, wenn wir irgendwann auch unsere eigene Tour im Nightliner spielen können. Aber zum Glück sind auch alle keine 17 mehr. Wir leben das Rockstar-Leben, aber keiner hat das Gefühl, er sei Rockstar.
Es geht euch bei diesem Lebensstil also nicht um Karriere, sondern um das Erlebnis?
van der Nijhoff: Genau. Unser Techniker, der schon ganz lange in diesem Geschäft ist richtig große Tourneen gemacht hat, der hat mir neulich etwas gesagt, das gut dazu passt: Er hat schon ewig nicht mehr so viel Spaß gehabt wie mit uns. Für andere Musiker ist das ein Geschäft, und fünf Minuten nach dem Ende der Show sitzen die schon wieder im Taxi. Mit uns erlebt er jetzt wieder das, was eigentlich Rock’N’Roll ist: Leute hängen zusammen rum, furzen den Bus voll, lästern über Weiber – und das 24 Stunden lang. So ist es eigentlich gedacht.
Das klingt so, als könnte es problemlos immer so weiter gehen. Oder gibt es ein Ziel, auf das du hinarbeitest?
van der Nijhoff: Das Ziel ist, diesen Lebensstil nach und nach mehr nach außen zu tragen. Das steckt ja auch in den Songs drin. Jedes Lied auf dem Album beruht auf meinem Leben der letzten fünf, sechs Jahre. Ruhrgebiet, Party-WG, Rock’N’Roll, tolle Geschichten erleben. Es geht darum, jemand zu sein. Authentisch. Deshalb glaube ich auch, dass der Trend mit den Casting-Shows zu Ende geht. Ich glaube, dass die Leute wieder Künstler suchen. Jemanden, mit dem sie sich identifizieren können. Jemanden, der ihnen keine Scheiße erzählt, der nicht gemacht ist von irgendeinem Produzenten, sondern ihnen auf der Bühne das erzählt, was er ist.
Das dürfte gut werden: Der Trailer zum Album von Sebel van der Nijhoff:
httpv://www.youtube.com/watch?v=So_wmBAxS4M
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