Interview mit Shout Out Louds

Adam Olenius, Sänger der Shout Out Louds, geht inzwischen als Latin Lover durch.
Adam Olenius, Sänger der Shout Out Louds, geht inzwischen als Latin Lover durch.

Die Shout Out Louds sind die perfekte Band für den Sommer: tolle Melodien, sonniger Sound und die nötige Entspanntheit für heiße Tage, die man in Schwerden eben so mit sich bringt. Kein Wunder, dass sich die Band auf der aktuellen Tour pudelwohl fühlt und auch bei den großen europäischen Festivals längst zu den Stammgästen zählt.
Beim Melt habe ich Sänger Adam Olenius und Drummer Eric Edman getroffen. Sie erzählen im Interview, warum sie nicht in den USA leben möchten, wieso sie jeden Abend dieselbe Setlist spielen und weshalb sie ihre Fans für ahnungslos halten. Und, noch eine gute Nachricht: Sie waren gerade im Studio, laut Adam gibt es schon „eine handvoll“ neue Songs, die auf dem nächsten Album erscheinen könnten.

Reichlich Konzerte in den USA, ein Gastspiel beim Hurricane und nun ein Sommer voller Festivals: Ihr scheint gerade viel Spaß auf Tour zu haben.

Adam: Ja. Egal, wo wir in diesem Jahr waren: Es war immer so gut wie noch nie. In den USA, zuhause in Schweden, auch bei den Festivals.

Woran kann das liegen?

Adam: Es gibt viele Gründe. In erster Linie sind wir natürlich eine fantastische Band (lacht). Und es hilft auch, dass wir jetzt drei Alben haben, aus denen wir die besten Stücke aussuchen können. Außerdem mögen die Fans sicher die Tatsache, dass wir nicht plötzlich riesig berühmt geworden, sondern schön langsam gewachsen sind. Wir haben uns dieses Publikum wirklich selbst aufgebaut.

Sind die USA für die Shout Out Louds inzwischen so etwas wie die zweite Heimat geworden?

Eric: Nicht wirklich. Wir sind gerne dort, aber der wichtigste Ort für uns ist immer noch zuhause in Schweden. Dort leben unsere Freunde, dort proben wir, dort schreiben wir die meiste Musik. Ich kann mir nicht vorstellen, in den USA zu leben.

Es scheint aber durchaus eine besondere Beziehung der Shout Out Louds mit den USA zu geben. Dort hattet ihr sehr früh Erfolg, und auch das letzte Album Work habt ihr dort aufgenommen.

Adam: Ich denke, das liegt daran, dass wir nach unserem ersten Album sehr präsent in den USA waren. Wir waren fast fünf Monate lang dort auf Tour. Und auch jetzt freuen wir uns immer, wenn wir dorthin zurückkehren können. Es ist ein gutes Land, um dort zu Gast zu sein. Aber nicht unbedingt, um dort zu leben.

Morgen steht wieder eine Show in Schweden auf dem Programm. Merkt ihr einen großen Unterschied, wenn ihr in eurem Heimatland spielt?

Eric: Wir spielen immer gerne in unserer Heimat, aber das merkt man kaum. Zwischen den einzelnen Ländern gibt es nicht so große Unterschiede, es fällt nicht mal auf, ob man in einer Großstadt spielt oder irgendwo in der Provinz. Man merkt auf der Bühne eher, ob man gerade für ein Festival-Publikum spielt oder ein eigenes Konzert in einem Club.

Adam: Das stimmt. Bei Festivals ist das Publikum in der Regel deutlich jünger. Und man merkt, dass die Leute da eher auf Party aus sind. Die kommen, singen bei vier oder fünf Liedern mit, und sind dann wieder weg, um die nächste Band zu sehen.

Was mögt ihr lieber: Festival-Fans oder euer eigenes Publikum?

Adam: Mir ist es lieber, wenn wir eine eigene Show in einem Club spielen. Nicht so sehr wegen der Fans. Aber eine eigene Show kann man viel leichter zu einem ganz besonderen Abend machen. Und bei solchen Konzerten hat man einfach über alles die Kontrolle, und da fühle ich mich wohler. Trotzdem sind Festivals toll. Es ist Sommer, man spielt draußen, man trifft andere Künstler – das ist wie ein Kindergarten für Bands.

Von welchen Bands wollt ihr denn hier beim Melt unbedingt auch das Konzert sehen?

Adam: Ich freue mich auf Midlake. Und ich bin sehr gespannt auf The Very Best.

Eric: Und will unbedingt The XX sehen.

Wie sieht es mit eurer eigenen Show aus? Adam, du hast einmal gesagt, dass es dir großen Spaß bereitet, in einem einfach Popsong für Chaos zu sorgen. Gilt das auch für eure Konzerte? Gibt es da fiese Tricks, Brüche und Scherze?

Adam: Wir albern da wirklich gerne herum. Das kommt aber immer auch auf das Publikum an und darauf, in welcher Stimmung wir sind. Wir spielen fast jeden Abend dieselben Lieder in derselben Reihenfolge. Aber das hilft uns auch. Es gibt uns die Sicherheit, innerhalb dieses Rahmens auch mal Experimente wagen oder völlig ausflippen zu können. Es ist auch wichtig, so kleine Veränderungen einzubauen, damit alles spannend bleibt.

Bekommt das Publikum das dann auch mit? Oder sind das eher Insider-Jokes innerhalb der Band?

Eric: Die Fans sind da meistens ahnungslos. Da muss schon wirklich etwas mächtig schief gehen, damit man das im Publikum wirklich bemerkt.

Mein Eindruck ist, dass so etwas bei euch wohl kaum passieren kann. Ihr wirkt wie eine sehr gut organisierte und vor allem extrem fleißige Band.

Adam: Es gab wirklich eine Zeit, die sehr stressig war. Nach dem ersten Album haben wir direkt das zweite gemacht, und dazwischen waren wir permanent auf Tour. Danach brauchten wir erst einmal ein halbes Jahr Pause. Jetzt legen wir uns die Termine so, dass alles etwas entspannter ist. Es kann trotzdem sein, dass wir fleißiger sind. Wir kümmern uns vielleicht einfach ein bisschen mehr um alles. Im Vergleich zu anderen Bands machen wir auch viel mehr außerhalb der Musik, wir gestalten das Artwork und reden bei den Videos viel mit. So etwas interessiert uns sehr, und andere Bands begnügen sich vielleicht einfach mit der Musik.

Das Video für Show Me Something New habt ihr unter Wasser gedreht, bei der Hitze heute kann man da ganz neidisch werden. Wie ist diese Idee entstanden?

Adam: Ein guter Freund von uns ist Regisseur und der hat einen Werbespot in Südafrika gedreht, dabei mit Unterwasserkameras gearbeitet – und das waren wirklich tolle Bilder. Und da hatten wir die Idee, das auch für den Clip zu I Know Nothing zu versuchen. Der Song hat ja ein bisschen eine Atmosphäre von Ersticken und Atemlosigkeit.

Welche Ziele habt ihr noch für die Shout Out Louds?

Eric: Wir haben uns nie besondere Ziele gesetzt. Als wir die Band gegründet haben, hätten wir nie gedacht, einmal dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind.

Adam: Das stimmt. Ich denke auch nicht, dass es die Shout Out Louds noch in 20 Jahren geben wird. Andererseits macht mir der Erfolg riesigen Spaß. Je mehr wir erreichen, desto weiter möchte ich kommen. Es gibt noch so viel zu entdecken, so viele Songs zu schreiben und so viele Länder zu besuchen – und ich habe große Lust, die Grenzen immer noch ein bisschen weiter auszutesten. Schließlich könnte ich morgen tot sein.

Wie groß können die Shout Out Louds dann noch werden?

Adam: Keine Ahnung, noch sehr groß, denke ich. Ich möchte immer weiter kommen, andererseits ist es schwer, diesen Ehrgeiz mit einem ganz normalen Alltag unter einen Hut zu bekommen. Und es kommt auch künstlerisch darauf an, wie viel man für noch größeren Erfolg opfern muss. Da wollen wir unseren Sound natürlich auch nicht zu sehr verändern. Wenn man das macht, was man gerne macht, ist das am Ende immer auch die beste Chance auf Erfolg, denke ich.

Verdammt heiß: Die Shout Out Louds spielen 100° live beim Melt:

httpv://www.youtube.com/watch?v=y7QKC9sIHoI

Shout Out Louds bei MySpace.

Das Interview gibt es mit einer Fotostrecke von den Shout Out Louds auch bei news.de.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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6 Gedanken zu “Interview mit Shout Out Louds

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