Kein deutscher Stürmer machte 2009/10 mehr Tore als Stefan Kießling. Und kein anderer Angreifer in der Bundesliga bekam so gute Noten wie der Shootingstar von Bayer Leverkusen. Im Interview verrät Kießling, warum er sich trotzdem nicht darüber aufregt, bei der WM nur 24 Minuten gespielt zu haben. Und warum er hofft, dass Michael Ballack der Werkself zu mehr Konstanz verhilft.
Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung als news.de-Star der Saison! Ich vermute allerdings, dass Ihnen die Torjägerkanone lieber gewesen wäre.
Kießling: Das stimmt. Aber ich freue mich auch sehr über diesen Preis. Ich denke, dass wir als Mannschaft auf ein gutes Jahr zurückblicken können. Alles in allem haben wir sicher eine sehr starke Saison gespielt. Wir waren ungeschlagen Herbstmeister und hatten vier Spieltage vor Schluss noch sehr gute Chancen auf die Champions League. Ich denke, dass ich auch persönlich eine gute Saison gespielt habe, und dass ich die besten Noten von allen Stürmern in der Bundesliga bekommen habe, bestätigt das. Genauso wie die Nominierung für den WM-Kader.
Sie waren allerdings nicht nur der beste Stürmer nach Noten in der ganzen Liga, sondern mit 21 Toren auch der treffsicherste deutsche Angreifer. Trotzdem hat es in Südafrika nur zu zwei Kurzeinsätzen gereicht. Verstehen Sie das?
Kießling: Natürlich hätte ich gerne mehr gespielt. Aber ich bin froh, dass ich dabei war und meinen Teil zu einer guten WM beitragen konnte. Die Weltmeisterschaft war ein unvergessliches Erlebnis für mich, auch wenn ich nur 24 Minuten auf dem Platz stand.
Leverkusen stellt nach Noten den besten Stürmer und den besten Abwehrspieler der Liga. Im Tor steht ein deutscher Nationalspieler und im Mittelfeld waren mit Kroos und Rolfes zwei Spieler im Einsatz, die auch zu den Top10 der Saison gehören. Warum hat es trotzdem nur zu Platz vier gereicht?
Kießling: Das ist eine gute Frage. Das Spiel in Nürnberg ist nicht gut gelaufen, und danach haben wir uns nicht mehr richtig gefangen. Das ist sicher ein Problem, an dem wir gemeinsam mit Jupp Heynckes arbeiten müssen. So ein Dämpfer darf uns nicht komplett aus der Bahn werfen.
Auch deshalb wurde für die neue Saison Michael Ballack verpflichtet. Kann er die Mannschaft in solchen Phasen führen und aufrichten?
Kießling: So ein Spieler kann uns enorm helfen, stabiler zu werden. Er ist ein absoluter Star-Einkauf mit unglaublich viel Erfahrung. Keiner hat so recht daran geglaubt, dass Leverkusen es schaffen kann, ihn zu verpflichten. Aber auch er ist nur ein einzelner Spieler. Wenn wir in der Tabelle besser abschneiden oder Titel holen wollen, müssen wir uns als ganze Mannschaft verbessern.
Wer war denn ihr persönlicher Star der vergangenen Saison?
Kießling: Viele Spieler haben starke Leistungen gezeigt. Arjen Robben gehört sicher dazu. Auch Kevin Kuranyi.
Achten Sie überhaupt darauf, wie sie von Sportjournalisten bewertet werden? Ärgern Sie sich zum Beispiel, wenn Sie am Montag vom Kicker die Note 5 bekommen?
Kießling: Klar. Ich schaue da schon drauf. Aber man darf sich davon auch nicht verrückt machen lassen. Wichtig ist, dass man selbst mit seiner Leistung zufrieden ist. Und natürlich der Trainer.
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