Iron Sky: The Coming Race

Film Iron Sky: The Coming Race

Iron Sky: The Coming Race Review Kritik
Obi (Lara Rossi) und Sasha (Vladimir Burlakov) suchen den Heiligen Gral.
Produktionsland Finnland, Deutschland, Belgien
Jahr 2019
Spielzeit 83 Minuten
Regie Timo Vuorensola
Hauptdarsteller Lara Rossi, Vladimir Burlakov, Kit Dale, Udo Kier, Julia Dietze, Tom Green, Stephanie Paul
Bewertung

Worum geht’s?

Dank einer geheimen Energiequelle haben sich die Nazis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Mond verschanzt und eine neue Basis aufgebaut. Als sie von dort aus 2018 die Erde angreifen, kommt es zum Atomkrieg. Der Planet wird unbewohnbar: Die Regierung muss sich in eine speziell gesicherte Zone im Erdinneren zurückziehen, die verbleibenden rund 200 Menschen haben Zuflucht in der ehemaligen Mondbasis der Nazis gesucht, wo sie mit überschaubaren Ressourcen versuchen, so lange zu überleben, bis vielleicht eine Rückkehr auf die Erde möglich ist. Auch Obi lebt dort, die Tochter der Anführerin der Kolonie. In einem versteckten Raum entdeckt sie Wolfgang Kortzfleisch, einen ehemaligen Nazi, der nun aber abtrünnig geworden ist und sich auf dem Mond vor seinem eigenen Bruder versteckt hat. Er verrät ihr, mit welchem Geheimnis er und seine Gattung, die Vrils, die Erde seit Millionen von Jahren beherrschen: Im Inneren der Erde findet sich eine unerschöpfliche Energiequelle, die ihnen enorme Kraft und ewige Jugend spendet. Obi will gemeinsam mit dem Astronauten Sasha diesen Ort finden, um die Vrils zu vertreiben und die Energie für eine Rückkehr der Menschen zu nutzen. Doch nicht nur der Weg dahin ist mit einem schrottreifen Raumschiff schwierig. Auf der Erde angekommen, erwartet sie ein Panoptikum der größten Schurken der Weltgeschichte – sie alle sind Vrils und haben keinerlei Lust, sich ihre Macht rauben zu lassen.

Das sagt shitesite:

Wenn man Iron Sky: The Coming Race ohne irgendwelche Vorkenntnisse schaut, kann man sich zunächst nur über das üppige Budget wundern: Rund 17 Millionen Euro standen für die Produktion zur Verfügung, und das zeigt sich in einer sehr hübschen Ästhetik und makellosen Special Effects. Verwunderlich ist das, weil sonst fast nichts stimmt an diesem Film. Irgendwo zwischen Star Wars, James Bond und Mad Max entsteht hier eine Dystopie, deren Story selbst dann noch unfassbar krude wirkt, wenn man weiß, dass sie einer Verschwörungstheorie entnommen ist: The Coming Race ist ein Roman von Edward Bulwer-Lytton, der darin die Vril-Gesellschaft erfindet, an die noch heute einige Spinner glauben. Witze über Diktatoren, Sarah Palin und Steve Jobs sind wohlfeil. Die zahlreichen Anspielungen auf Schöpfungsmythen à la Prometheus, Adam & Eva oder eine außerirdische Intervention sowie auf den Heiliger Gral, die Nibelungen oder das letzte Abendmahl überfrachten den ohnehin schon reichlich strapazierten Plot zusätzlich.

Die Erklärung, sowohl für die großzügige Produktion als auch für das Scheitern dieses Films, liegt im großartigen ersten Teil dieser Reihe aus dem Jahr 2012 begründet: Damit hatten sich die Macher einen Coolness- und Kult-Bonus erarbeitet, der sowohl in eine erfolgreiche Crowdfunding.Kampagne für ein Sequel mündete als auch in einer nicht zu verkennenden Selbstzufriedenheit. Man kann hier förmlich riechen, wie sich alle Beteiligten gegenseitig auf die Schulter klopfen, wie ach so subversiv sie doch sind, wenn ein russischer Raumfahrer die ganze Welt retten muss oder am Ende gar Adolf Hitler auf einem Dinosaurier namens Blondi davonreitet. Dabei haben sie aber vergessen, einen stimmigen oder wenigstens unterhaltsamen Film zu machen. Und die Schauspieler sind größtenteils so schlecht, dass man glauben könnte, sie hätten ihre Rollen aus Hauptpreis beim Crowdfunding gewonnen.

Iron Sky: The Coming Race nimmt zwar auch das Science-Fiction-Genre selbst aufs Korn, aber als Parodie ist beispielsweise Spaceballs weitaus klüger, trashiger und witziger. Es gibt auch hier ein paar gute, vor allem absurde Ideen, aber sie sind weit davon entfernt, irgendwie stimmig verbunden zu sein. Viel schlechter als der erste Teil ist diese Fortsetzung aber hauptsächlich aus einem anderen Grund: Eine Persiflage hat ja immer auch das Ziel, die Schwächen oder die Verlogenheit der persiflierten Objekts zu entlarven, also mit humorvollen Mitteln eine ernsthafte Kritik zu äußern. Hier findet sich nichts davon. Der Film ist immer auf den nächsten kurzen Mini-Gag aus, aber er hat dabei kein Ziel und keine Haltung.

Bestes Zitat:

„Hoffnung ist eine merkwürdige Sache. Es ist nicht mehr als ein kleiner Funke nötig, und man kann ewig durch die Dunkelheit wandern.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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