John Fogerty, Leipzig, Parkbühne

Die anderen auf der Bühne könnten alle seine Söhne sein. Aber John Fogerty beweist selbst noch genug Frische.
Die anderen auf der Bühne könnten alle seine Söhne sein. Aber John Fogerty beweist selbst noch genug Frische.

Ich habe den Sonntag beim Melt sausen lassen, um dieses Konzert von John Fogerty zu sehen. Manch einer mag darüber den Kopf schütteln. Ein sehr böser Mensch hat sogar behauptet, ich würde nur hingehen, um mal wieder der Jüngste bei einem Konzert zu sein. Doch das ist natürlich Quatsch. In Wirklichkeit bin ich hingegangen, weil nicht allzu oft lebende Legenden direkt um die Ecke spielen. Und weil John Fogerty einer der Größten ist, wenn es um Gitarrenmusik mit bestechenden Melodien und betörendem Groove geht.

Und es wird beim Auftritt auf der Parkbühne Leipzig auch schnell klar, dass dieser Abend ein Erfolg wird. Manch einer Oldieshow sieht man an, dass sich die Helden von einst nur noch auf die Bühne quälen, um ein halbwegs passables Auskommen im Alter zu haben – oder weil sie nach Jahrzehnten on the road ohne Bewunderung, Applaus und Freigetränke hinter der Bühne einfach keinen anderen Lebensinhalt mehr finden können.

John Fogerty kommt zumindest für die erste Kategorie infrage. Schließlich hat der einstige Chef von Creedence Clearwater Revival, der in der erfolgreichsten Zeit von CCR Welthits am Fließband geschrieben hat, jahrelang um die Urheberrecht an seinen eigenen Songs gestritten – und sich mit den horrenden Anwaltskosten fast ruiniert. Doch jede Sekunde der Show in Leipzig macht deutlich: Dieser Mann steht nicht auf der Bühne, um Geld zu verdienen. John Fogerty spielt, weil es ihm Spaß macht.

Mit dem Rückblick aufs eigene Schaffen geht er durchaus humorvoll um. „This is an old song“, will er ziemlich zu Beginn ein Lied ankündigen, doch dann merkt er selbst, dass er sich korrigieren muss: „In fact, all my songs are old songs.“ Doch nach einem etwas zähen Beginn (die Fans werden schnell ungeduldig, als der Meister nicht pünktlich zur Tagesschau-Zeit auf der Bühne steht, dann sind zunächst Stimme und Schlagzeug zu laut), kommt John Fogerty schnell in Schwung. Mit The Midnight Special nimmt er Fahrt auf, danach erstrahlt Have You Ever Seen The Rain in voller Pracht und geht direkt in die erste von zwei Coverversionen des Abends über: Die Pretty Woman kommt hier definitiv in Lack und Leder daher.

Dass sich John Fogerty später noch erfolgreich am Summertime Blues (Eddie Cochran) und Rockin‘ All Over The World (das er selbst geschrieben hat, das aber erst von Status Quo zum Riesenhit gemacht wurde) versucht, beweist ebenfalls: Er hat einfach Lust aufs Spielen. Seine Stimme klingt noch immer wie in den 1960ern – dabei ist Fogerty inzwischen selbst, wie er etwas ungenau einräumt, „in my sixties“. Und vor allem an der Gitarre beweist er eine faszinierende Spielfreude.

Das Zusammenspiel mit seiner Band (alle Mitstreiter auf der Bühne könnten als seine Söhne durchgehen) ist exzellent. Immer wieder entsteht der patentierte CCR-Groove, mit viel Druck, aber niemals plump – und die Bandbreite reicht dabei von lupenreinem Country bis hin zu durchaus brachialem Hardrock. Das Highlight (neben dem hymnischen Rausschmeißer Proud Mary) ist der Doppelpack aus Bad Moon Rising und Fortunate Son.

Und John Fogerty macht bei seinen Soli deutlich, dass er dringend in sämtliche Listen der noch lebenden Gitarrengötter aufgenommen werden sollte. Natürlich ist dieser Mann ein famoser Sänger und noch talentierterer Komponist. Doch auch an seinem Instrument hat es Fogerty zu einer Meisterschaft gebracht, die oft übersehen (oder eben überhört) wird. Wenn er sich Duelle mit dem Mann an der Fiddle liefert oder ganz am Ende einer Art Sechssaiter-Polonaise mit allen vier Gitarristen auf der Bühne anführt, wird klar: All seine Hits hat dieser Mann vor allem aus einer unendlichen Liebe zur Gitarre geschrieben. Und er liebt sie noch immer – die Gitarre und seine Hits.

Proud Mary hat sich John Fogerty bis ganz zum Schluss aufgehoben. Aber das Warten hat sich gelohnt:

httpv://www.youtube.com/watch?v=cZ65kTp-Yv0

John Fogerty bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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4 Gedanken zu “John Fogerty, Leipzig, Parkbühne

  1. Ich muss dich leider korrigieren, es waren nur 2 Coverversionen die John Fogerty gespielt hat, denn „Rocking All Over The World“ ist im Original von John Fogerty. Durch die tolle Status Quo Version ist der Song allerdings weltbekannt geworden.
    Ansonsten gefällt mir dein Bericht sehr gut und ich muss sagen es war ein tolles Erlebnis John Fogerty live zu sehen !

    Gruß Göran

  2. Klasse Artikel!
    Da hat jemand geschrieben, der Musik genau so liebt, wie John Fogerty seine Gitarre.
    Ich war heute einige Zeit im Web unterwegs, aber außer ein paar einsamen Bildern bei LVZ-Online habe ich nicht viel vom John-Fogerty-Konzert gefunden. Das gesamte Feuilleton in und um Leipzig scheint geschlossen im Ski-Urlaub zu sein. Umso mehr habe ich mich dann über diesen Beitrag gefreut. Danke.
    Beste Grüße aus Suhl
    Falk

    Ach so: Was die Coverversionen angeht, die John am Sonntag spielte –
    da ist dem Verfasser ein kleiner Fehler unterlaufen:
    „Rockin‘ all over the world“ ist im Original von John Fogerty, veröffentlicht auf seiner zweiten Solo-Scheibe „John Fogerty“ (1975). Status Quo haben das Stück 1977 gecovert (das Jahr, in dem Elvis starb) 😉

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