Kala – „Synthesis“

Künstler Kala

Synthesis Kala Review Kritik
Mit „Synthesis“ schließen Kala eine EP-Trilogie ab.
Album Synthesis
Label Through Love Records
Erscheinungsjahr 2019
Bewertung

Prologue heißt das letzte von sechs Stücken auf dieser EP, und Kala aus Österreich meinen das keineswegs als Witz. Der Titel macht gleich doppelt Sinn: Erstens erzählt er auf extrem feurige Weise davon, dass Konflikte, Kämpfe und Laster niemals enden. Meint man sie gerade überwunden zu haben, ist das nur die Einleitung ihrer Wiederkehr, unterstreicht die Zeile „Repeat the habit, let’s get hurt.“ Zweitens ist Synthesis als Abschluss einer Trilogie gedacht, die mit den EPs Antithesis und Thesis begonnen hatte. Der Abschluss dieser Reihe wird wohl, so die Idee der 2013 gegründeten Band, das nächste Kapitel in der Geschichte von Kala einläuten.

„Dem Konzept liegt die Idee der Dialektik zugrunde“, erklärt das Quartett aus Innsbruck. „Die Lehre der Gegensätze war für uns eine schöne Metapher für das, was wir inhaltlich und musikalisch erzählen möchten. Es gibt nicht nur die eine Wahrheit, sondern nur eine Welt, in der wir uns gemeinsam bewegen. Das Verhältnis zwischen dem ‚Ich‘ und den ‚Anderen‘ schafft unsere Wirklichkeit, und es ist an uns, eine Welt zu gestalten, in der wir leben möchten.“

Wie die musikalische Entsprechung dieses Konzepts klingt, zeigt Antidote gleich als Opener am besten. Es gibt Hardcore-Elemente und sehr sanfte Passagen, auch der Text thematisiert explizit der Dialektik der Dinge: „There is a thesis and its counterpart / it’s you and me and it’s the only thing we got.“ Der Wechsel zwischen laut und leise, brachial und soft findet sich immer wieder auf Synthesis, Kala haben dafür die eigene Genrebezeichnung „Dreamo“ erfunden, als Mix aus Screamo und Träumen. „Der Begriff gibt uns die Freiheit, etwas Eigenes zu gestalten, das keine festgelegten Grenzen hat. ‚Dreamo‘ ist für uns ein abstraktes, schönes Gefühl, das wir gerne an unsere HörerInnen weitergeben möchten“, so die Band, die aus Sänger Sebastian Platzer, Gitarrist Jakob Schuierer, Bassist Philipp Widner und Schlagzeuger Jakob Huter besteht.

Dass es auf Synthesis, aufgenommen mit Alex Adelhardt in den Ghost City Studios in der Nähe von Nürnberg, dann auch ein sphärisches Instrumental namens Interlude gibt, überrascht nicht. Es wird gelegentlich sehr dramatisch („You wrote your stories down / and now you’ll have to read them“, heißt es etwa in Passé), auch Pathos ist bei Kala gern genommen wie in Denial And Isolation mit dem Vers „With my heart on the run and my back against the wall“ und der Botschaft: Man scheitert vor allem dann, wenn man sich nicht eingesteht, dass man gerade auf dem Weg in eine Enttäuschung oder Niederlage ist, und es somit versäumt, die eigene Strategie anzupassen oder sich die nötige Unterstützung zu holen.

Das sorgt für eine sehr klare Ästhetik, die nicht neu ist, aber kompetent umgesetzt wird. Dass Kala wahrscheinlich auch auf Albumlänge funktionieren können, deutet ein Lied wie Echo an. Es ist etwas luftiger als der Rest von Synthesis und hat einen guten Groove, zudem gibt es hier ebenfalls eine zentrale Zeile, die Sebastian Platzer abwechselnd schreit oder säuselt, was einen sehr interessanten Effekt erzielt und die Idee von Kala wohl ebenfalls gut zusammenfasst: „I am the dream / I am the nightmare.“

Beängstigend ist das Video zu Denial And Isolation.

Kala bei Bandcamp.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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