Künstler | Kreda | |
EP | Crest | |
Label | Nature Scene Records | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
Venedig versucht ja gerade eine Menge, um wieder ein bisschen mehr seine Ruhe zu haben. Erst die Flut, dann das Eintrittsgeld für Touristen, jetzt eine besonders subtile Masche: Statt die Lagunenstadt zu besuchen, kann man sich auch einfach Crest von Kreda anhören.
Die EP des englisch-slowenischen Trios kann zwar auch viele andere Assoziationen wecken als eine Tour in der Gondel oder einen Spaziergang durch enge Gassen zur Rialto-Brücke oder zum Markusplatz, aber der Bezug zu Venedig ist in diesem Fall gut verbürgt. Am Anfang dieser vier Lieder standen die Visuals, die Atej Tutta (er kommt aus Venedig) gestaltet hat. Zu diesen Bildern erschufen Yila (bürgerlich: Alastair McNeill; er hat beispielsweise mit Roisin Murphy gearbeitet), Mina Spiler (Gesang, Mitglied von Laibach) und Matevz Kolenc (sonst ebenfalls Laibach aktiv, außerdem bei Melodrom) die passende Musik.
Soft Cells eröffnet die EP, im Mittelpunkt steht die tiefe, verführerische Stimme von Mina Spiler, der Song klingt uralt und modern zugleich. Die ganze Zeit scheint sich ein Beat anzudeuten, der dann aber letztlich nie kommt. Auch im folgenden The Overlay beeindruckt vor allem der Gesang, er ist behutsam, mysteriös und experimentell, wie man das beispielsweise von Kat Frankie kennt.
Never Talk beendet Crest und klingt ein wenig wie Björk, wenn sie nie eine Disco von innen gesehen hätte. Der typischste Moment für den Sound von Kreda ist Emotional Tides, ebenfalls mit einem gehauchten Gesang: Die Musik wirkt fast, als sei sie nicht von Menschen erzeugt, sondern habe sich irgendwie aus der Natur materialisiert.