Künstler | Kwadi | |
EP | Lost In The Woods | |
Label | Urban Uniforms | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Die Ausgangssituation ist vielversprechend. Junior Owusu hat bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Ghana gelebt, war dort – so lässt die Plattenfirma jetzt wissen – permanent von Musik und Gesang umgeben, kam dann nach Deutschland und legt unter seinem Künstlernamen Kwadi jetzt mit Lost In The Woods seine erste EP vor. Er hat eine sehr gute Stimme und ein Händchen für Eingängigkeit, wie etwa die (hier seltsamerweise nicht enthaltene) Single I Will Find You bewiesen hat, die es bereits auf mehr als 1 Million Aufrufe auf Spotify bringt.
Kwadi besingt in seinen Texten unter anderem die Schwierigkeiten, die er als Einwanderer aus Afrika in Deutschland hatte, er mixt dabei klassisches Pop-Songwriting mit etlichen elektronischen Elementen. „Lost In The Woods beschreibt eine Situation in meinem Leben, in der ich mich verloren fühlte. Getrieben von meiner Liebe zur Musik kämpfe ich mich durch einen Wald voller Leidenschaft, Freude, Missverständnissen und Schmerz.“
Das Problem der EP ist, dass von der Individualität dieses Werdegangs wenig in der Musik übrig bleibt. Der Titelsong Lost In The Woods als Auftakt beginnt mit Vogelzwitschern, dann geht es Richtung House, Kwadi ist verloren und will nicht gefunden werden, singt er, sonst ist das alles recht gewöhnlich. Die Single No Regrets fügt etwas Funk hinzu, Wrong Side Of My Head verbindet typische Sounds aus Neunziger-Eurodance mit einer guten Melodie und einer stimmigen Atmosphäre und wird so zum besten Track der EP – den Song gibt es später noch einmal im Fat Flamingo Remix mit etwas mehr Punch.
Auch Not Today ist gleich zweimal vertreten, auch in diesem Fall ist der Radiozoo Remix besser als das Original, weil er etwas luftiger bleibt und der Stimmung somit Raum zur Entfaltung gewährt. Das Lied zeigt ansonsten das Kernproblem bei Kwadi: Es kann sich nicht entscheiden, ob es die Produktion oder den Gesang in den Mittelpunkt stellen will, und es setzt auf halbherzige Referenzen aus Afrika (etwa den beinahe lautmalerischen Chorgesang), die aber nie so prominent werden dürfen, dass sie eine durchschnittliche mitteleuropäische Hausfrau abschrecken könnten. Dieser Effekt lässt sich auch in Don´t Let Go beobachten: Es ist ein bisschen exotisch und ein bisschen belanglos.
Dass Kwadi trotz seines vorzeigbaren Karrierestarts noch nicht mit einem Debütalbum daher kommt, sondern erst einmal mit einer EP, könnte ein Versuch sein, erst einmal das Momentum aufrecht zu erhalten. Lost In The Woods legt aber auch den Verdacht nahe, dass er seinen Sound noch nicht gefunden hat.