Lebst du schon?

Elegant und solide: Der V50 macht die Entscheidung für einen Kombi leicht. Foto: Volvo
Elegant und solide: Der V50 macht die Entscheidung für einen Kombi leicht. Foto: Volvo

Lifestyle. Das klingt nach dem letzten Schrei, flippig, grell und bunt. Nicht gerade die Eigenschaften, die man mit Volvo verbindet.

Dennoch: Volvo ist nicht einfach irgendeine Automarke. Was sonst eigentlich nur auf Sportwagenhersteller zutrifft, kann man auch von den Schweden sagen: Volvo fahren ist ein Lebensgefühl. Es steht für das Gegenteil von Hektik, für Freiheit und Unternehmungslust, Vielseitigkeit und Verlässlichkeit.

Dieses Lebensgefühl verkaufen die Schweden geschickt, und vor allem in der oberen Mittelklasse müssen sie das auch. Denn mancher Kunde wird sich die Frage stellen, warum er statt eines V50 nicht einen deutlich günstigeren Mondeo von der Konzern-Mutter Ford kaufen soll. Doch dafür liefert Volvo ein paar ganz überzeugende Argumente – auch jenseits des Images.

Zunächst ist da das Design: Im Innenraum ist die neu entwickelte, frei schwebende Mittelkonsole ein echter Hingucker. Und von außen sieht der V50 für einen Kombi dank kurzer Überhänge und einer sanft nach hinten abfallenden Dachlinie sehr elegant aus. Die Motorhaube deutet eine Keilform an, die markante Front lässt schon erahnen, dass im V50 auch reichlich Kraft steckt. Im Testwagen ist dies der Top-Turbodieselmotor mit 180 PS, 2,4 Litern Hubraum und einem maximalen Drehmoment von 350 Newtonmetern ab 1750 Touren.

Das Common-Rail-Aggregat mit serienmäßigem Partikelfilter besticht vor allem durch Kultiviertheit. Gerade bei längeren Touren gefällt der Motor auch deshalb, weil er neben Cruiser-Qualitäten auch genug Kraftreserven für spontane Zwischensprints hat, ohne dass diese ruckartig oder gar beängstigend wirken.

Dazu trägt auch das überzeugend arbeitende Fünfgang-Automatikgetriebe bei. Dass eine manuelle Schaltung für den D5 nicht erhältlich ist, mag manch einer bemängeln, es passt aber zum Charakter des Autos. Zudem lässt sich durch die Geartronic-Funktion auf Wunsch auch selbst die Fahrstufe bestimmen.

In punkto Sicherheit muss sich Volvo in dieser Klasse ohnehin vor keinem Konkurrenten verstecken. Front- und Seitenairbags, Kopf-Schulter-Airbags, Seitenaufprallschutz, das preisgekrönte Schleudertrauma-Schutzsystem WHIPS sowie DSTC (Stabilitäts- und Traktionskontrolle) sind in allen Ausstattungsvarianten Serie – lobenswert, dass hier über den Schutz der Insassen nicht der Geldbeutel entscheidet. Erstmals kommt im V50 das IDIS-System zum Einsatz. Die aus dem Flugzeugbau entlehnte Technologie blendet in schwierigen Verkehrssituationen alle unnötigen Informationen des Bordcomputers aus, damit sich der Fahrer voll auf die Straße konzentrieren kann, beispielsweise beim Wenden, Überholen oder einer Vollbremsung.

Auch das Fahrwerk trägt durch hohe Torsionsfestigkeit zum sicheren, präzisen Handling bei. Dabei kommt das Fahrvergnügen nicht zu kurz, und das bedeutet im V50 sowohl Dynamik als auch Komfort, mit Schwerpunkt auf Letzterem. Ohnehin ist dies die vielleicht größte Volvo-Stärke: Komfort. Und zwar reichlich davon. Das fängt im V50 beim (dank eines langen Radstands von 2,64 Metern) bequemen Einstieg auch durch die hinteren Türen an, reicht über das auf allen Plätzen gute Platzangebot bis hin zur Bedienung, die übersichtlich, ergonomisch und schlicht vorbildlich ist.

Sie ermöglicht sogar ein paar Spielereien: Beispielsweise lässt sich der Tempomat (serienmäßig ab der Ausstattungslinie Momentum) über Plus- und Minus-Tasten am Lenkrad in Ein-Stundenkilometer-Schritten einstellen, so dass man quasi mit dem Daumen Gas geben kann. Zudem schafft Volvo mit seiner Technologie auch die letzten Argumente gegen Fahren mit Taglicht ab: Verlässt man den Wagen bei angeschalteten Scheinwerfern, ertönt kein nerviges Warnsignal, man muss auch nicht um die Lebensdauer der Batterie fürchten – das Licht schaltet sich einfach aus.

An Kleinigkeiten kann man freilich auch hier herummeckern: Die serienmäßige Kofferraumabdeckung wirkt etwas wacklig und ist schwer zu bedienen, der Bereich vor dem Beifahrersitz ist optisch zu klobig, die Lautstärke der Navi-Stimme lässt sich nur über mehrere Menü-Schritte regulieren, nicht einfach über das Radio.

Diese Details passen nicht zum Premium-Anspruch, der hier aber insgesamt doch unverkennbar ist. Die Verarbeitung ist tadellos, Bauxit-Einlagen lassen Türgriffe und Armaturenbrett edel aussehen und Schmuckleisten begrüßen die Insassen beim Einsteigen mit dem Volvo-Schriftzug. Und manchen Fan der Schweden scheinen sie zu fragen: Fährst Du noch, oder lebst Du schon?

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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