Loriia – „Heaven (Is Not Made For You)“

Künstler Loriia

Loriia Heaven (Is Not Made For You) Review Kritik
Fünf Lieder und spannende Einflüsse bietet die erste EP von Loriia.
Album Heaven (Is Not Made For You)
Label Redwinetunes
Erscheinungsjahr 2019
Bewertung

Blickt man auf die Liste der Künstler, die Loriia als ihre wichtigsten Einflüsse bezeichnet, fallen zwei Fraktionen auf. Die erste sind Frauen mit einer tollen Stimme und einer klaren Aussage, dort finden sich etwa Lana Del Rey, Solange, Rosalia, Alicia Keys und Billie Eilish. Zur zweiten Fraktion zählen Männer, die mit bevorzugt elektronischen Mitteln eine bevorzugt melancholische Atmosphäre erzeugen, ohne dass die Möglichkeit von Euphorie deshalb bei ihnen verboten wäre. Thom Yorke und James Blake gehören dazu.

Für beide Ansätze findet man auf Heaven (Is Not Made For You) schnell eine Entsprechung. Die Stimme der 26-Jährigen, die eigentlich Lotte Friederich heißt und gerade Jazzgesang an der Musikhochschule in München studiert, ist nicht nur schön, sondern besonders. Auch ein Leitmotiv in ihren Texten muss man nicht lange suchen. Es geht in fast allen der fünf Lieder um Kampf, Stolz, Widerspruch und Emanzipation.

Die Debüt-Single Lion eröffnet die EP und zeigt das schon im Songtitel. Aus einem mysteriösen Brodeln erwächst ein kraftvoller Refrain, sodass man ahnt: Dieser Löwe scheint sich eher anzuschleichen und sehr bedacht zu agieren statt auf Frontalangriff und Brutalität zu setzen. Dass man ihn dennoch nicht für harmlos halten sollte, unterstreichen andere Stellen der EP, etwa Blackbird (Shot Them Down) mit einem Klavier als Basis, schönen Streichern und der Zeile: „Revenge is bittersweet / it will not grow old.“

Auch in der zweiten Single Heaven (Is Not Made For You) thematisiert Loriia eine (noch) nicht sichtbare Bedrohung durch die Erkenntnis: „Your demons wait behind the door.“ Die Titelzeile wiederholt sie am Ende wie ein Mantra, der Beat dazu ist gleichzeitig dezent und komplex, er deutet auch die Aggressivität an, die hier thematisiert wird.

Natürlich ist ein Mix aus warmen Popklängen und kühler Elektronik anno 2019 nicht mehr allzu originell, ebenso wie die Kombination aus außergewöhnlicher Stimme und erfahrenem Klangtüftler (bei Loriia ist das Produzent Christian „Taison“ Heiss von Lali Puna). Es braucht schon ein ganz außergewöhnliches Gesamtpaket (Loriia hat wohl zu diesem Zweck eine eigene Stylistin), extrem gute Songs oder eine Klangfarbe im Gesang, die sich vom Gängigen abhebt.

Heaven (Is Not Made For You) macht deutlich, dass Loriia all das noch nicht hat, aber vielleicht auf dem Weg dahin ist. Der Konzertmitschnitt von Burned By Your Glance, der diese Debüt-EP abschließt, zeigt, wie gut ihre Lieder auch in reduzierter Form (das Lied ist eine klassische Klavierballade, nur mit einem Piano und zwei Stimmen instrumentiert) und auf der Bühne funktionieren (da stehen ihr Clemens von Finckenstein, Elias von Wallis und Laura Glauber als Liveband zur Seite, mit denen sie beispielsweise schon Auftritte im Vorprogramm von Joan As Police Woman, Laurel und Pale Waves bestritten hat). Die größte Eigenständigkeit zeigt Loriia in Basement: Wieder spricht sie hierin ein Gegenüber an, das aber offensichtlich abwesend ist. Die Zeichen stehen gut, dass dieser Ansatz auch ein ganzes Album tragen wird.

Die Stylistin von Loriia scheint eine Vorliebe für Rot und Weiß zu haben, deutet das Video zu Lion an.

Loriia bei Instagram.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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