Film | Lucy | |
Produktionsland | Frankreich | |
Jahr | 2014 | |
Spielzeit | 89 Minuten | |
Regie | Luc Besson | |
Hauptdarsteller*innen | Scarlett Johansson, Morgan Freeman | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Lucy ist eine Studentin aus den USA, die gerade zu Besuch in Taiwan ist und ihre Zeit dort größtenteils mit Partys verbringt. Nach einer weiteren durchzechten Nacht will sie ihr Lover Richard überreden, einen Koffer in einem Luxushotel an einen chinesischen Geschäftsmann zu übergeben. Die 25-Jährige kennt weder den Inhalt des Koffers noch die Hintergründe der Verabredung und weigert sich deshalb. Richard, der zunächst behauptet hatte, die Aktion sei ganz harmlos, wird nun nervös und zwingt Lucy, seinen Plan umzusetzen, indem er sie mit Handschellen an den Koffer fesselt. Als Lucy gerade das Hotel betreten hat, wird Richard erschossen und sie selbst gekidnappt. Bald findet sie heraus, dass sich im Koffer die Droge CPH4 befindet und der Empfänger ein Gangsterboss aus Südkorea ist. Das neuartige Wundermittel sorgt dafür, dass zusätzliche Bereiche der bisher ungenutzten Gehirnkapazität erschlossen werden. Noch vor Ort im Hotel wird Lucy dann auch noch unfreiwillig zur Probandin: Ihr wird ein Beutel mit CPH4 in den Bauch operiert, ebenso wie drei Männern. Auf diesem Weg soll die Droge nach Europa geschafft werden. Doch Lucys Beutel wird beschädigt, sodass die leistungssteigernde Droge nun nach und nach ihren Körper flutet. Das führt zu einer gesteigerten Wahrnehmung und Erinnerungsfähigkeit, die Kapazität ihres Gehirns steigert sich minütlich – bis hin zur Fähigkeit, die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden. Zugleich ist klar, dass sie nicht mehr lange zu leben hat, weil ihr Körper nun von CPH4 abhängig ist und ihre eigene Dosis bald aufgebraucht sein wird. Um sich mehr Zeit zu verschaffen, will sie die drei anderen Probanden finden – und so an ihr CPH4 kommen.
Das sagt shitesite:
Eine Mischung aus Science Fiction und Action, ein bisschen (pseudo-)philosophischer Überbau, eine weibliche Heldin: Vieles in Lucy erinnert an Das fünfte Element, und einige Kritiker*innen waren der Meinung, Luc Besson erreiche hier erstmals wieder annähernd das Niveau dieses Meisterwerks.
Dabei ist der Film keineswegs frei von Schwächen. Erstens ist die Annahme, der Mensch nutze nur 10 Prozent der eigentlichen Leistungsfähigkeit seines Gehirns, medizinisch längst als Unfug erwiesen. Zweitens hat der Film, wenn man diese Ausgangsbedingung dennoch gelten lässt und an die hier geschilderte Wirkung von CPH4 glaubt, etliche Logik-Probleme. Diese fallen umso schwerer ins Gewicht, weil er sich zugleich mit dem Mantel des Intellektuellen und Tiefgründigen schmücken will, wenn etwa mit Szenen aus dem Tierreich auf vermeintliche Grundprinzipien der Evolution oder die Grenzen unserer Sinnesorgane und damit unserer Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit eingegangen wird.
Luc Besson scheint diese Defizite so beseitigen zu wollen, wie er CPH4 in seinem Plot wirken lässt: durch immer mehr Reize. Lucy nimmt eine enorme Beschleunigung mit sehr viel Action und erweist sich mit jeder Minute mehr als meisterhaft designtes Spektakel, das seine Special Effects nicht zum Selbstzweck macht, sondern in den Dienst der Story stellt. So wird das Ergebnis letztlich immerhin sehr unterhaltsam, wenn man bereit ist, auf Plausibilität zu verzichten. Dass diese Überwältigungstaktik einigermaßen funktioniert, liegt zu einem guten Teil an Scarlett Johansson. Für die Besetzung der Titelrolle war sie nur die dritte Wahl (Angelina Jolie und Milla Jovovich hatten abgesagt), aber gerade die menschliche, mitfühlende Komponente, die sie dieser Quasi-Superheldin gibt, sorgt dafür, dass Lucy nicht vollends vom eigenen metaphysischen Ballast erdrückt wird.
Immerhin ein paar oberflächliche Denkanstöße (und wohl auch Einblicke in Bessons Menschenbild) kann Lucy dann doch auch geben: Als seine Heldin mehr und mehr ihrer intellektuellen Fähigkeiten nutzen kann, wird sie immer rationaler, und das bedeutet hier auch: immer kaltblütiger. Besson verweist damit auf den Wert von Emotionalität für unser Verständnis von Menschlichkeit, nicht zuletzt, weil er hier immer wieder zeigt, wie primitiv die Biologie mit ihren Triebkräften wie Angst, Begehren, Zuneigung und Schmerz ist. Der Film unterstreicht damit nicht nur das Tocotronic-Motto Pure Vernunft darf niemals siegen, sondern wirft letztlich auch die Frage auf, ob es wirklich wünschenswert ist, die Grenzen unserer Wahrnehmung und Erkenntnis zu überwinden.
Bestes Zitat:
„Vor einer Milliarde Jahre wurde uns das Leben geschenkt. Macht etwas daraus!“
Der Trailer zum Film: