MarieMarie – „O“

Künstler MarieMarie

MarieMarie O Album Kritik Rezension
Analoge Instrumente, elektronische Beats: Das ist das Rezept von Marie Marie.
Album O
Label Mercury
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

Dream Machine hieß vor vier Jahren das Debütalbum von MarieMarie. Auch für den morgen erscheinenden Nachfolger O wäre das ein durchaus passender Titel. Denn die Musik der Frau, die aus der Nähe von Augsburg stammt, scheint auch hier nach einer ganz eigenen Welt zu streben, zumindest aber einen besonderen Raum zu verlangen. Das Erstaunliche bei MarieMarie ist dabei: Die Musik passt ins Berghain ebenso wie in die Elbphilharmonie.

Es gibt auf O eher elektronische Tracks mit Clubcharakter wie beispielsweise das gemeinsam mit Olaf Opal geschriebene Salt Is My Sugar, in dem etwa eine Ehrfurcht gebietenden Bass Drum hervorsticht. Es gibt andere Stücke wie Favorite Rain, das im Prinzip nur aus Orgel und Stimme besteht, oder Sailor, in dem der Gesang am Ende sogar in die Oper passen könnte. Und dazwischen gibt es immer wieder sehr ungewöhnliche Klangmischungen, für die MarieMarie selbst die Genrebezeichnung „Folktronic-Pop“ erfunden hat.

Das fast 7-minütige Wrap Your Night Around Me wird schwelgerisch und opulent, was zu einer Position irgendwo zwischen Lana Del Rey und Portishead führt. A Beautiful Life beginnt extrem cool und wird am Ende richtig leidenschaftlich. The Chorus Is Dead wirkt erst wie eine reife Klavierballade im Stile von Tori Amos, im Refrain ist dann alles zum Zerreißen gespannt. Wenn MarieMarie dann in Don’t Say You Want Me behauptet: „I’m not sad / it’s just my eyes that cry”, dann hat sie längst so viel Sensibilität bewiesen, dass man ihr natürlich nicht mehr glauben kann, diesen Tränen läge kein wirkliches Gefühl zugrunde.

Machine (das es auf dem Album später noch einmal als Machine.My Inner Echo in einer geradezu obszön reduzierten Version gibt) setzt auf einen vermeintlich banalen „Düdüdüp“-Text und zeigt gerade dadurch, wie komplex das Arrangement ist. In Landslide strahlt die Stimme von MarieMarie am hellsten, die in diesem Fall an Nina Persson erinnert, in You wird sie von Harfe und Regen begleitet, der Sound von Future (mit einer auf einem Schumann-Zitat beruhenden Klavierfigur) würde in ein Musical oder auf einen Soundtrack passen.

Mit A Beautiful Life (als gekürzten Radio Edit) und Salt Is My Sugar (als verzichtbaren TheFatRat Remix) gibt es zwei weitere Lieder noch doppelt. Der beste Song auf O ist Do It Like A Ninja, mit einer tollen Atmosphäre und einer ebenso beeindruckenden Botschaft: Hauptsache, man steht einander bei, egal wie. Hauptsache man liebt, egal in welcher Rolle.

Im Video zu Wrap Your Night Around Me trägt MarieMarie die Frisur vom Suppenkasper.

Website von MarieMarie.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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