Marius Ziska – „Home“

Künstler Marius Ziska

Marius Ziska Home Review Kritik
Marius Ziska singt auf „Home“ erstmals auch in seiner Muttersprache.
Album Home
Label Stargazer Records
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Die Sache mit dem Zuhause darf man hier sehr wörtlich nehmen. Während Marius Ziska auf seinen ersten beiden Platten ausschließlich auf Englisch gesungen hat, geht es diesmal um das Leben in seiner Heimat auf den Färöer Inseln. Entsprechend ist das Album zweigeteilt (somit können sowohl Vorder- als auch Rückseite als Cover gelten und sind auch so gestaltet): Die A-Seite Home enthält vier englische Songs, die B-Seite Heim vier Tracks, die auf Färöisch gesungen sind. Das Leben auf den Inseln steht dabei im Mittelpunkt.

„I’m going home / I’m leaving all my sorrows behind“, heißt es programmatisch im akustisch-zarten Going Home, und dass Marius Ziska hier in seiner Wohlfühl-Welt angekommen ist, erkennt man schnell: Das Lied ist fast eine Meditation. Ganz ähnlich ist die Atmosphäre in Naerveran, das ein sehr schöner Folk-Moment wird und zeigt, dass seine Songs allzu aufwändige Arrangements gar nicht nötig haben.

Trotzdem gibt es auf Home viel mehr zu entdecken als Lagerfeuer-Sounds. Der Auftakt The House vereint bereits eine Vocoder-Stimme mit viel Singer-Songwriter-Romantik, auch Villingarsjonin hat eine enorm spannende Dramaturgie. Shades, ein Duett mit Landsfrau Eivør Pálsdottir, beginnt innig, hat aber dann auch kraftvolle, sogar verstörende Momente zu bieten, die hier besungene Beziehung (beziehungsweise deren Ende) ist ganz eindeutig nicht frei von Konflikten.

Let’s Not Fall Apart beweist, wie geschickt Marius Ziska in seinen Songs den Raum und die Stille einsetzt: Das Schlagzeug dient eher dazu, Spannung aufzubauen, als einen Rhythmus vorzugeben, auch sonst wird gerne die große Geste gepflegt, das Ergebnis klingt trotzdem nicht nach einer flehentlichen, verzweifelten Bitte, die der Songtitel vermuten lassen würde, sondern wie ein nüchterner, vernünftiger Vorschlag. Aftur A Jordina ist das beste Lied der Platte: Die Synthies sorgen für eine verträumte Anmutung, trotzdem ist alles auf den Punkt, sogar das epische Outro erweist sich als zwingend und packend. Der Abschluss Tokan (mit dem Isländer Svavar Knutúr) handelt nicht nur von dichtem Nebel, er klingt auch so mysteriös und zeigt ebenfalls: Elektronik und Effekte dienen bei Marius Ziska nicht als Blendwerk und Glitter, sondern stets dazu, die Magie zu vergrößern, die ohnehin schon in seinen Songs steckt.

Das Video zu Going Home könnte auch die Tourismusbehörder der Färöer Inseln gut einsetzen.

Website von Marius Ziska.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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