Künstler | Matt Corby | |
Album | Rainbow Valley | |
Label | Warner | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Individualität ist ein rares Gut im Pop-Geschäft, erst recht für einen Singer-Songwriter auf einem Major-Label wie Matt Corby. Der Australier selbst hat indes ein klares Alleinstellungsmerkmal für sich definiert, das auch für sein morgen erscheinendes zweites Album Rainbow Valley gelten soll: Er will freudvolle Musik machen. „Je freudvoller du etwas gestaltest, desto mehr müssen die Grundfesten stimmen. Und umso wichtiger wird es, womit du dich inhaltlich auseinandersetzt“, sagt der 27-Jährige.
Man hört das Liedern wie dem zärtlichen Miracle Love mit seinem sehr schön federnden Refrain an, ebenso All Fired Up, das die enge Verbindung zwischen zwei Liebenden besingt und dabei ein wenig in Richtung Gospel geht, oder dem Titelsong Rainbow Valley, in dem sich Matt Corby in ein Idyll träumt. In All That I See beschreibt er seinen Blick auf die Lage der Welt, ohne allzu politisch zu werden und mit einigen Experimenten im Groove. Get With The Times wird sehr smooth (allerdings auch etwas belanglos), No Ordinary Life erinnert den Hörer daran, dass alles im Leben besonders ist: Die Hi-hat scheint für die Hektik des Alltags zu stehen, in der wir Spaß, Erfolge und Schönheit oft nicht sehen, der Rest der Instrumente beschwört indes genau diese Magie herauf. „If you look out you can see it in the sky“, heißt das Versprechen.
Wie schon das 2015er Debütalbum Telluric ist auch Rainbow Valley in erster Linie schöne, angenehme, manchmal etwas zu ereignislose Musik, hat indes aber eine Eigenheit, die noch stärker dafür sorgt, dass die Lieder von Matt Corby nicht komplett austauschbar wirken. Viele Tracks entstanden in Jam-Sessions mit seinem alten Freund und langjährigen künstlerischen Kompagnon Alex Henriksson. „Ich mache einen Großteil meines Experimentierens, Jammens, Songwritings mit ihm, eigentlich all die Sachen, die Spaß bringen“, beschreibt Matt Corby die Arbeitsweise mit Henriksson, der bei Get With The Times und Rainbow Valley auch als Co-Autor genannt wird. „Auch darüber hinaus entspringt vieles unserer gemeinsamen Arbeit. Wir hängen ab und probieren uns an allen möglichen Sachen, bis wir etwas finden, das wir zu etwas Wohlklingendem ausbauen können. Und weil wir uns so gut kennen, können wir mit unseren Ideen beständig neue Grenzen austesten“, sagt Corby.
„Ich spiele und singe wieder jeden Part auf dem Album“, ergänzt er mit Blick auf die spätere Arbeit im Studio gemeinsam mit Produzent Dann Hume. „Weil wir so arbeiteten, konnten wir Ideen wirklich schnell in die Tat umsetzen – wenn ich will, dass sich etwas auf eine bestimmte Weise anfühlt, weiß ich fünf Dinge, die ich auf sechs Instrumenten anstellen kann, um potenziell genau das erwünschte Ergebnis zu erzielen. Und genau so haben wir es gemacht.“
Man hört diese freigeistige Atmosphäre einigen Stücken an. Das verspielte New Day Coming ist rund um eine Klavierfigur aufgebaut, die erst ganz am Ende nackt dasteht und erst so als Fundament erkennbar wird. So ähnlich wie Elements hätten vielleicht Charles & Eddie geklungen, wenn sie sich erst nicht auf die Tanzfläche getraut und dann hätten experimentell werden wollen. Die E-Gitarre in Better hat ein bisschen Aggressivität, der Beat wird zum Ende hin erstaunlich komplex.
Das Lied verweist auf die vielleicht wichtigste Inspirationsquelle von Rainbow Valley, nämlich die Tatsache, dass Matt Corby Vater geworden ist. „Das half mir diesmal dabei, einen klaren Kopf zu bekommen. Und als Teil dessen war ich in der Lage, eine Reihe merkwürdiger Blockaden zu überwinden, die ich hatte – sowohl persönlich als auch musikalisch. Als es an das Schreiben der Songs ging, stellte ich fest, dass ich weniger starrköpfig und aufgeschlossener war, mich in neue musikalische Richtungen zu bewegen“, sagt der 27-Jährige. Wie vor allem der Album-Auftakt Light My Dart Up unterstreicht, in dem sein Gesang leicht an Nick Cave erinnert und der Sound sich für etwas Psychedelik öffnet, ist das eine weitere Besonderheit, auch wenn sie in diesem Genre eigentlich selbstverständlich sein sollte: Rainbow Valley ist seriös.
Nicht feurig, sondern innig ist diese Liveversion von All Fired Up.
Im neuen Jahr gibt es zwei Konzerte von Matt Corby in Deutschland:
06.02. Hamburg, Docks
07.02. Köln, Carlswerk Victoria