Künstler | Mayflower Madame | |
Album | Prepared For A Nightmare | |
Label | Only Lovers Records | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
Nordic Noir kennt man eigentlich als Begriff aus Literatur und Fernsehen, vor allem mit Bezug auf Kriminalgeschichten von Henning Mankell über Stieg Larsson bis hin zu Die Spur der Jäger. Mayflower Madame scheinen diese Ästhetik mit ihrem zweiten Album Prepared For A Nightmare in die Musik zu überführen. Es gibt, wie in der literarischen Entsprechung, wenig Licht und ein eher getragenes Tempo, auch Verbrechen lässt sich bei der Band aus Oslo mühelos finden: Was hier gemeuchelt wurde, ist das Glück.
Mayflower Madame mögen alles, was dunkel ist. Schon der Titelsong als Auftakt von Prepared For A Nightmare ist düster und schleppend, als würden Tito & Tarantula mit den Sisters Of Mercy flirten. Am anderen Ende der Platte steht Endless Shimmer, das wie der Black Rebel Motorcycle Club mit etwas weniger Groove klingt. Dazwischen gibt es diverse Spielarten von allem, was so trist, unwirtlich und abgründig ist wie die Seele von Kurt Wallander: Post-Punk, Psych-Noire, Noiserock, Shoegaze.
Das funktioniert nicht immer gut. Im mit Effekten aufgeblasenen Blues von Sacred Core in der Mitte des Albums beginnt die Leidensmann-Pose zu langweilen. Später will Goldmine offensichtlich ein Mahlstrom sein, aber man findet darin nichts was schillert und nichts, woran man sich festhalten kann. A Future Promise ist etwas konkreter und zugänglicher als die meisten Stücke auf Prepared For A Nightmare, aber die Eigenständigkeit fehlt.
In anderen Momenten wissen Mayflower Madame, die 2016 ihr Debütalbum Observed In A Dream und vor zwei Jahren die EP Premonition herausgebracht haben, zu überzeugen. Swallow lässt an The Cure denken, auch wegen der verspielten, prominenten Gitarrenfigur. Vultures bekommt durch die größere Bestimmtheit im Rhythmus erstaunlich viel Druck, Never Turning (In Time) wird auch deshalb so bedrohlich, weil der Gesang nur ein Murmeln im Hintergrund bleibt. Mit seinen energischen Drums, dem cleveren Bass und einer prägnanten Synthiemelodie könnte Ludwig Meidner (benannt nach einem deutschen Maler) einer der besseren Momente der White Lies sein. The Night Before verzichtet fast vollständig aufs Schlagzeug und entwickelt trotzdem beträchtliche Intensität, es ist damit typisch für den Gesamteindruck von Mayflower Madame: Live mit viel Nebel und reichlich Rotwein könnte das sehr gut funktionieren.