Künstler | Metronomy | |
Album | Nights Out (10th Anniversary Edition) | |
Label | Because Music | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Bewertung |
Einen kleinen Hang zur Nostalgie haben Metronomy ja schon mit ihrem jüngsten Album bewiesen. Summer 08 hieß die Platte, obwohl sie 2016 erschien. In diese Ära, in der MySpace noch groß war, Rostock noch in der Bundesliga spielte und Paul Potts in den deutschen Albumcharts abräumte, blicken sie nun auch mit der Jubiläumsausgabe von Nights Out zurück. Zum 10. Geburtstag wird das Werk, das ihnen damals den Durchbruch bescherte, neu veröffentlicht. Die 10th Anniversary Edition enthält das reguläre Album, ergänzt um eine Sammlung mit unveröffentlichten Demos, Raritäten und B-Seiten.
Natürlich wird dabei klar, dass von Rückwärtsgewandtheit bei diesem Quartett keine Rede sein kann. Was Frontmann Joe Mount im Jahr 2008 noch als „halbherziges Konzeptalbum darüber, wie man ausgehen und sich nicht amüsieren kann“ angekündigt hatte, erwies sich nicht nur als Initialzündung für die Karriere der Engländer, sondern klingt auch heute noch erstaunlich innovativ, wie auch das Zusatzmaterial auf der Neuauflage unterstreicht. In Our Raid (ursprünglich eine B-Seite von Holiday), das die Platte eröffnet, lenkt die ungewöhnliche Stimme beinahe davon ab, wie experimentell und gewagt die Musik ist, in ihrer Gitarrenarbeit ebenso wie in den elektronischen Elementen. Let’s Have A Party ist wuchtig und zugleich verspielt, das bisher unveröffentlichte Demo Output vereint einen putzigen Chorgesang mit vielen spacigen Elementen. Der Breakbot Remix lässt den Hit A Thing For Me plötzlich nach Lounge und Hotelbar klingen, Heartbreaker hingegen bleibt auch mit französischem Text, wie ihn die Band zuletzt öfter auch schon live (und zwar nicht nur in Frankreich) zum Besten gab, vor allem im Refrain unwiderstehlich.
Die restlichen sieben Tracks, die Metronomy als Bonus auf die 10th Anniversary Edition gepackt haben, sind instrumental, aber nicht weniger abwechslungsreich oder aufregend. In der schönen englischen Sprache könnte man gleich in mehreren Fällen dazu den Satz formulieren: “Metronomy put the ‘mental’ in ‘instrumental’”. The Chase basiert auf einem New-Wave-Fundament, die Keyboardmelodie dazu klingt indes auf geradezu kindische Weise lustig, das Schlagzeug wiederum ist sagenhaft heavy. Holiday (Bedtime Dub), die B-Seite Matthias Gathering oder das Demo Das Booty, das Metronomy auch gerne live spielen, wirken, als hätten sich ein paar Computer und Sequenzer zu einer Jam-Session verabredet, ganz ohne menschliches Zutun.
Der Beat von Please Me ist unerbittlich, das Ergebnis allerdings weit davon entfernt, eindimensional zu sein. Over entwickelt seine Magie auch durch die ungewöhnliche Instrumentierung, das Demo von Intro Thing hat sehr viel Punch, auch Young Americans (kein David-Bowie-Cover, sondern ein weiteres Demo) hat einen sehr starken Beat als Fundament, dazu allerdings etwas, das auch als Jahrmarktmusik funktionieren könnte. „Was anfangs noch wie eine einfache, kleine, zu Hause gebastelte Elektro-Platte wirkte, hat sich im Verlauf des Sommers, als wir sie immer wieder gehört haben, als eine vielschichtige Party-Playlist erwiesen, die pausenlos Hymnen ausspuckt“, hat der NME damals über Nights Out geschrieben. Wie kreativ Metronomy damals waren, beweisen auch die hier versammelten Raritäten, zugleich verweisen sie auf die Fähigkeit, die Metronomy auch in den folgenden Jahren auszeichnete, nämlich Komplexität mit Eingängigkeit zu vereinen. Die Chancen stehen gut, dass sie dafür demnächst einen weiteren Beweis antreten werden: Sie arbeiten gerade an ihrem sechsten Album.