Künstler | Mila Mar | |
EP | Haime | |
Label | Space Bee Records | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Das ist damals ja schon Christoph Kolumbus passiert, diese Verwechslung zwischen Orient und Neuer Welt. Auch Mila Mar scheinen da nicht so genau unterscheiden zu können, legt man Fliedermoos zugrunde, das diese EP eröffnet: Der Track klingt zugleich nach Asien und nach Indianermusik, natürlich ist er auch mit der nötigen Dosis an Unbehagen ausgestattet – als hätten sich Deep Forest entschieden, Gruftis zu werden.
Dass es überhaupt einen neuen Tonträger der 1994 gegründeten Band gibt, ist wohl zumindest für Fans ein veritables Ereignis: Das letzte Album (Picnic On The Moon) stammt aus dem Jahr 2003, danach war sehr lange Funkstille, auch vom Ende der Band war die Rede. Vor drei Jahren waren Mila Mar dann beim Leipziger Wave Gotik Treffen erstmals wieder live zu sehen, nun gibt es fünf neue Lieder von Anke Hachfeld (Gesang, Percussion), Katrin Beischer (Flöte, Violine, Percussion), Maaf Kirchner (Synthesizer, Percussion) und Lars Watermann (Schlagzeug, Percussion), die zunächst digital veröffentlich wurden und ab morgen auch physisch erhältlich sein werden.
Das Besondere an dieser Band ist nach wie vor der Gesang von Anke Hachfeld, der nicht nur vier Oktaven abdecken kann, sondern auch in einer eigens für Mila Mar erfundenen Fantasiesprache daherkommt. Der Titeltrack Haime zeigt am besten, welche Effekte das haben kann: So etwas wie ein Drone beherrscht den Hintergrund, die Melodie ist durchaus verführerisch und der Gesang zeigt all seine rätselhaften Facetten.
Rose ist von Percussions (unter anderem einem afrikanischen Djembe) und Querflöte geprägt, in Neptune wird der Gesang so schwelgerisch, dass man kaum merkt, wie unbarmherzig der Rhythmus ist. Das vielleicht schönste Lied auf Haime ist Asche, das Anke Hachfeld ihrem verstorbenen Bruder gewidmet hat. Gar nicht weit weg von Röyksopp oder Portishead leben Mila Mar da ihre größte Stärke aus: eine oft morbide, in jedem Fall einzigartige Atmosphäre.