Alle Warnungen von Experten hinsichtlich des Klimawandels lassen nur einen Schluss zu: Die Zeit drängt. Wer in der Zukunft steigende Meeresspiegel, Monsterstürme oder Dürreperioden verhindern will, muss jetzt handeln. Und dabei gehört alles auf den Prüfstand.
Die Politik hat sich in den vergangenen Wochen beinahe überschlagen mit Vorschlägen, um solche Horrorszenarien abzuwenden: Glühlampen, Fernseher mit Stand-By-Modus und Autofahren am Wochenende sollten verboten, Flugtickets stärker besteuert werden.
Nun prescht der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) vor. Der Staat könne die Anschaffung sparsamer Elektrogeräte fördern, so der Plan. Dies würde pro Jahr den Ausstoß von 22 Millionen Tonnen CO2 vermeiden und somit das Klima entlasten. Die Stromeinsparung entspräche dem jährlichen Verbrauch des Landes Hessen.
Die Forderung ist nicht abwegig. Auch an anderer Stelle stellt der Fiskus schließlich Mittel zur Verfügung, um Emissionen zu reduzieren. Wer seine Immobilien saniert, um künftig weniger heizen zu müssen, bekommt Geld vom Staat. Wer sein Auto nachträglich mit einem Partikelfilter ausrüstet, dem steht ebenfalls ein Bonus aus Steuergeldern zu.
Hoffentlich werden die Vorschläge des ZVEI trotzdem keinen Anklang finden. Denn Umweltbewusstsein ist keine Aufgabe des Staates, sondern der Verbraucher. Jeder muss selbst darauf achten, Energie nicht zu verschwenden, um das Klima (und seinen Geldbeutel) zu schonen. Jeder muss auch selbst darüber entscheiden dürfen, ob er eine Waschmaschine, eine Glühlampe oder eine Stereo-Anlage kauft, die auf den ersten Blick günstig ist, sich auf lange Sicht jedoch nicht rentiert.
Mehr noch: Es ist Aufgabe der Unternehmen, solche Kosten transparent zu machen. Wenn es den Herstellern ernst ist mit dem Klimaschutz, dann müssen sie Stromsparwunder, die derzeit nur vier Prozent des Absatzes ausmachen, stärker bewerben und veraltete Geräte aus dem Programm nehmen.
Wer sich daran erinnert, wie vehement sich Industrie und Handel lange Zeit gegen eine Auszeichnungspflicht für die Energie-Effizienzklassen gewehrt haben, der wird in den neuen Vorschlägen des ZVEI schnell eine Mogelpackung erkennen. Dem Verband geht es nicht um die Umwelt, sondern um den Umsatz: In Deutschland gibt es allein rund 30 Millionen Kühlgeräte, die älter als zehn Jahre sind. Würde es nun einen staatlichen Anreiz geben, diese auszutauschen, wäre das ein gigantischer Reibach für AEG, Miele & Co. Die 150 Euro pro Gerät, die vorgeblich der Umwelt zu Gute kommen sollen, würden nämlich direkt in ihre Kassen wandern.