Monster

Film Monster

Monster Filmkritik Rezension
Aileen (Charlize Theron) versucht, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen.
Produktionsland USA
Jahr 2003
Spielzeit 110 Minuten
Regie Patty Jenkins
Hauptdarsteller Charlize Theron, Christina Ricci, Bruce Dern
Bewertung

Worum geht’s?

Nur noch eine Kleinigkeit hält Aileen davon ab, sich das Leben zu nehmen: Ausnahmsweise hat sie etwas Geld in der Tasche, und die hart verdienten 5 Dollar sind ihr zu schade, um sie mit uns Grab zu nehmen. Also geht sie in eine Bar. Dort wird sie von der jungen Selby angesprochen. Das Mädchen wurde von seinen strenggläubigen Eltern nach Florida geschickt, in der Hoffnung, sie möge dort ihre lesbischen Neigungen verlieren. Entsprechend verloren fühlt sie sich und findet in Aileen zunächst eine Vertraute, dann auch eine Liebhaberin. Als Aileen, die als Prostituierte arbeitet, zu etwas Geld kommt, beschließen sie gemeinsam, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und zusammen neu anzufangen. Was Selby nicht ahnt: Das Startkapital dazu hat Aileen einem Freier abgenommen. Sie hat ihn in Notwehr erschossen, nachdem er sie verprügelt und vergewaltigt hatte. Nach diesem traumatischen Erlebnis wird sie zur Serienkillerin, sodass sich die beiden Frauen sogar eine eigene Wohnung leisten können. Doch nach und nach kommt die Polizei in der Mordserie auf die richtige Spur – und auch Selby, die inzwischen eingeweiht ist, gerät dabei ins Visier.

Das sagt shitesite:

In Woody Allens Celebrity hat Charlize Theron ein Supermodel gespielt. Bei Im Auftrag des Teufels war sie als bildhübsche Mary Ann Lomax so etwas wie das Trophy Wife eines smarten Anwalts, in Wild Christmas verdreht sie als Provinzschönheit gleich zwei Knackis den Kopf. Dass die Frau, die schließlich 2007 zur Sexiest Woman Alive gewählt wurde, hier als verlebte, verzweifelte und verbitterte Prostituierte zu sehen ist, deren Leben so weit entfernt von Glamour ist, wie man es sich nur vorstellen kann, ist spektakulär. Nicht nur die Maske sorgt dafür, sondern natürlich auch eine herausragende schauspielerische Leistung, für die Theron unter anderem mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgzeichnet wurde.

Sie in diesem Film zu sehen, ist tatsächlich ein Ereignis. Das eigentlich Herausragende an Monster ist allerdings, dass es diesen Faktor gar nicht benötigt. Selbst mit einem Nobody in der Hauptrolle wäre das eine packende Geschichte von einer Frau, die vom Opfer zur Täterin wird und in beiden Rollen beinahe ungebremst ins Bodenlose fällt. Sehr geschickt wird in den Dialogen die Biographie von Aileen nachgezeichnet, die kaum schrecklicher sein könnte: vergewaltigt als 8-Jährige, erste Schwangerschaft mit 13, danach hinein in Straßenprostitution, Suff und Obdachlosigkeit. Dass ausgerechnet sie, die nie Schutz fand (bezeichnend dafür ist die Szene, in der sie von einem Cop erpresst wird, der sie willkürlich festnimmt und sie dann nach einem Blowjob wieder gehen lässt), für die junge Selby zur Beschützerin werden will, ist der Kern der Tragik in dieser Geschichte.

Einen großen Teil des Dramas, das auf einer wahren Begebenheit beruht, macht dabei der vermeintliche Gegensatz zwischen den beiden Frauen aus: Selby ist naiv, Aileen mit allen Wassern gewaschen, die eine kommt aus einem Bilderbuch-Amerika, die andere aus zerrütteten Verhältnissen, die eine wird als Unschuld wahrgenommen, die andere repräsentiert die ultimative Verderbtheit. Was sie vereint, ist die Erkenntnis, dass sie keine Chance haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Egal, wie sehr sie sich bemühen: Sie werden Außenseiter bleiben, Stigmatisierte.

Dass Monster daraus eher die Geschichte einer Freundschaft als einer Liebe macht, zählt zu den Stärken des Films und schafft die Grundlage dafür, dass das Ende dieses brutalen Plots so rührend wird und zugleich die Gefahr einer Apologie umgeht, weil die Figuren hier zumindest einen Teil der Verantwortung für ihr Schicksal (zurück-)erlangen: Aileen und Selby sind zwei einsame Seelen, die in der jeweils anderen die letzte und einzige Hoffnung auf Glück zu erkennen meinen. Aber am Ende muss jede von ihnen, jede auf ihre Weise, unmoralisch handeln, um sich zu retten.

Bestes Zitat:

„Mir haben in meinem Leben die harmlosesten Dinge immer am meisten wehgetan – während die Dinge, die so grauenvoll sind, dass man sie sich kaum vorstellen kann, meist gar nicht so schlimm sind, wie man denkt. Aber das weiß man erst, wenn man sie getan hat.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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