Autor | Jimmy Boyle | |
Titel | Schlachtplan | |
Verlag | KiWi | |
Erscheinungsjahr | 1999 | |
Bewertung |
So grausam und blutrünstig wie das Cover ist auch das gesamte Buch. Kein Wunder, bei einem Autor, der einst als „gewalttätigster Mann Schottlands“ galt und mit 23 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Die sprachlich eher schlichte (wenn man es bei einem Autor dieses Kalibers wagen darf, das zu sagen) Geschichte beginnt denn auch hinter Gittern, führt schließlich in die Freiheit und singt zwischen den Zeilen das alte Lied vom kleinen Mann, der von Anfang an keine Chance hatte.
Am stärksten ist „Schlachtplan“ (neben seinem gelegentlich aufblitzenden pechschwarzen Humor) im ersten Abschnitt. Wie Hero, der Held der Geschichte, von seinem Leben in „Der Anstalt“ erzählt, das eher ein ausschließliches Leiden ist, geht an die Nieren. Die Grausamkeiten der Wärter, die Hybris der Ärzte in dieser Einrichtung für psychisch gefährdete Gefangene braucht gar nicht im Detail geschildert zu werden, um in ihrer gesamten Grausamkeit erkennbar zu werden. Was Boyle famos gelingt, ohne es auszusprechen: Er zeigt, dass die völlige Abwesenheit von Menschlichkeit die größte Folter ist.
Als Hero schließlich und plötzlich aus der Anstalt entlassen wird, muss er seine Freiheit als Hilfsarbeiter in einem Schlachthof verbringen. Zusammen mit ein paar Komplizen, ebenfalls allesamt seltsame Typen und „Heroes Of The Underwold“, wie der englische Originaltitel dieses Romans heißt, rächt er sich schließlich auf sympathische und bauernschlaue Art am System und an den einstigen Peinigern für das erlittene Unrecht.
Das hat zwar Charme und Chuzpe, ist aber am Ende etwas erdrückend in seiner zentimeterdick aufgetragenen Moral, die im letzten Satz gipfelt: „Die ultimative Rache ist, sich für das Gute zu entscheiden.“
Beste Stelle: „Ich bin so ein Mensch, dessen Fingerknöchel blau geworden sind vom ständigen Klopfen an die Tür des Lebens.“