Künstler | Morcheeba | |
Album | Blaze Away (Deluxe Edition) | |
Label | Fly Agaric | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Bewertung |
Ganz offensichtlich ist die Deluxe Edition von Blaze Away ein Versuch, die Maschinerie am Laufen zu halten, die Morcheeba vor einem Jahr mit ihrem neunten Album in Gang gesetzt haben, und zu der beispielsweise auch eine umfangreiche Welttournee des britischen Duos gehört. Dass sie nun das Album noch einmal veröffentlichen, ergänzt um zwölf Remixes (damit kommt man auf 22 Songs, das Remix-Album ist zudem auch einzeln erhältlich), scheint aber auch künstlerisch eine schlüssige Entscheidung zu sein.
Zum einen war die Musik von Skye Edwards und Ross Godfrey schon immer vor allem darauf aus, eine Atmosphäre zu erschaffen. Dramaturgie, Riffs, Texte – all das ist weniger wichtig als bei anderen Bands, letztlich werden alle Elemente als Bausteine betrachtet, mit denen man eine (meist sehr entspannte, wohlige und verträumte) Stimmung aufbauen kann. Das ist praktisch in sich schon ein Remix-Konzept, das zugleich viele Möglichkeiten offen hält. Ihre Stücke nun also zur Neubearbeitung in die Hände anderer Künstler zu legen, ist da nicht mehr allzu exotisch. Zum anderen hatten sich Morcheeba für Blaze Away entschlossen, wieder stärker verschiedene Einflüsse und unterschiedliche Genres in ihrem Sound zu vermischen. Auch das legt nahe, die Tür für Input von außen zu öffnen.
Blickt man auf die Deluxe Edition (diese Rezension bezieht sich nur auf die Remixes, das ursprünglich Album hatte Shitesite schon zur Veröffentlichung bewertet), bestätigt sich die Remix-Tauglichkeit von Blaze Away schnell. Paris Sur Mer ist das einzige Stück vom Originalalbum, das keine Neubearbeitung bekommt, drei Tracks sind dafür gleich zweimal vertreten.
Der Titelsong Blaze Away bekommt im Gilligan Moss Remix eine Injektion aus Dringlichkeit und Energie, behält dabei aber auch seine ursprüngliche Leichtigkeit. Der Throwing Snow Remix fügt demselben Track nicht nur Effekte hinzu, wie die meisten der hier berücksichtigten Remixer, sondern auch eigene Instrumente, wodurch der Song auf finstere Weise Club-tauglich wird. Im Little Mountain Remix von It’s Summertime erweist sich eine Slide-Gitarre als der auffälligste Beitrag, der Lindstrom & Prins Thomas Remix verpasst derselben Vorlage ein (halbwegs dezentes) Disco-Outfit. Auch Free Of Debris, auf dem Originalalbum nur als instrumentales Zwischenstück fungierend, bekommt gleich zwei Neubearbeitungen. Im Kelpe Remix wird der Beat noch etwas verschwaschener als in der Vorlage, im Folamour Remix hingegen bewegt sich der Sound deutlich Richtung Funk und Jazz.
Das Qualitätsniveau der Remixes ist insgesamt so unterschiedlich wie der Bekanntheitsgrad der Künstler, die sich hier am Morcheeba-Material austoben dürfen. Es reicht vom belanglosen Love Dub (Merther Hum Remix) über Never Undo, das im Yimino Remix zunächst kaum wiederzuerkennen ist, dann aber schnell seinen Reiz verliert, bis hin zu Mezcal Dream (Brecon Remix), das als Instrumental und mit vielen Breakbeat-Percussions zum Höhepunkt der Deluxe Edition wird. FaltyDL dekonstruiert Set Your Sails in seinem Remix, fügt aber nichts Eigenes oder gar Besonderes hinzu, Find Another Way bekommt im Djrum Remix mehr Hall und mehr Bass verpasst, in Summe also: mehr Dub. Sehr schön wird der Da Lata Remix von Sweet L.A., der fast komplett akustisch bleibt, was sehr gut zu dieser Vorlage passt – und zur Wohlfühl-Atmosphäre, für die Morcheeba auch hier letztlich stehen.