Auf den Aufschrei hätte man wetten können. Reflexartig meldeten sich auch gestern die Empörten, weil Verteidigungsminister Franz Josef Jung plant, künftig Tapferkeitsorden an Bundeswehrsoldaten zu verleihen. Zugegeben: Das Land hat wichtigere Probleme – und die Bundeswehr auch. Doch warum sollte es solche Medaillen nicht geben? Fast alle Nato-Partner verteilen sie an ihre Truppen. Und Ehrenzeichen werden vielerorts inflationär vergeben – allein das Bundesverdienstkreuz 40 Mal pro Woche.
Deutschland braucht tapfere Soldaten, die Demokratie und Frieden sichern. Die Männer in Afghanistan, auf dem Balkan oder im Kongo riskieren ihr Leben dafür. Diese Leistung sollte es wert sein, auch symbolisch stärker anerkannt zu werden.
Der Verweis auf Parallelen zur Instrumentalisierung der Wehrmacht im Dritten Reich darf nicht in den Wind geschlagen werden. Die Bundeswehr hat eine historisch besondere Rolle und eine entsprechende Verantwortung. Das erfordert eine hohe Sensibilität – nicht nur bei der Entscheidung über die Aufgaben der Armee, sondern gerade auch bei Äußerlichkeiten wie Uniformen und Orden. Doch eine demokratisch legitimierte Verteidigungsarmee wegen eines Stücks Blech in die Nähe der Wehrmacht zu rücken, ist abwegig.
Jung passt die Bundeswehr nach und nach der neuen Dimension der Aufgaben, auch der neuen Dimension der Gefährdung an. Die Idee der Medaillen passt dazu, weckt aber auch böse Vorahnungen: Nicht nur die Rufe nach einer Ausweitung des Isaf-Einsatzes in Afghanistan deuten darauf hin, dass Jung seine Orden vielleicht bald auf Särge legen muss.