Künstler | New Native | |
Album | Asleep | |
Label | Midsummer Records | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Ziemlich fleißig waren Michael Hanser (Gesang, Gitarre), Christian Schwarz (Gitarre, Piano, Gesang), Simon Ecker (Bass) und Alex Straub (Schlagzeug), seit sie sich 2013 als New Native zusammengetan haben. Neben etlichen Konzertreisen brachte das Quartett auch die EPs Twisting (Mai 2015), Soul Cult (Dezember 2015) und Swing Low (2016) zustande, bevor die Musiker aus Wien vor knapp einem Jahr mit der Arbeit am Debütalbum begannen. Mit Alex Adelhardt (Coldburn, Sandlotkids) gingen sie dazu in die Nürnberger Ghost City Studios. Das Ergebnis ist mit dem Behelfsgenre „Indie-Emo-Dream-Pop“, auf das im Presse-Info verwiesen wird, nicht schlecht umschrieben. Anders gesagt: New Native machen Rock, aber nicht mit Feuer, sondern mit Besonnenheit.
Schon der Opener Awful Thinker ist sehr reflektiert, erst ganz am Ende kommt etwas wie Ungestüm hinein. Das ist ein typisches Muster auf Asleep: Die Spannung in The Worst Of All entsteht nicht aus Laut-Leise-Spielchen oder einem komplexen Arrangement mit immer mehr Instrumenten, sondern aus der Überzeugung, mit der dieser Song daher kommt, bis am Schluss zumindest im Hintergrund ein beträchtliches Geschrei losbricht. Upside Down zeigt, wie gut die Band mit Stimme und Melodie als Stärken zu arbeiten weiß. In der Single Until It All Stops Spinning klingt Sänger Michael Hanser, als sei ihm etwas zugestoßen, über das er noch immer nicht hinwegkommen kann.
„Die Platte ist das Resultat einer langen Reise. Von Euphorie bis Frustration, von Konflikt bis Freundschaft. Von Twisting über Soul Cult und Swing Low hin zu Asleep, das alle Aspekte unseres Lebens miteinander vereint“, sagt der Frontmann über das Debütalbum. Die elf Lieder sind untereinander sehr ähnlich, das stärkt aber eher das einheitliche Gesamtbild und die sehr eigene Ästhetik von New Native, als dass es langweilig wirkte.
Die Leidenschaft und Konsequenz von Night Scene liegt nicht im Sound, sondern im Gefühl, das hier vermittelt wird, auch im Text inklusive des Bekenntnisses von Hanser, er denke zu viel über die Dinge nach. Auch die Ballade The Captor hat (zumindest im Finale) eine unüberhörbare Leidenschaft, die Zeile „I’m crying on the inside“ könnte dabei als Überschrift für das gesamte Album taugen.
Diese Reibung zwischen innen und außen taucht auf Asleep immer wieder als Motiv auf. „I’ve got a lot to say but I can’t get through“, heißt es im vom Klavier geprägten Parochial V. Im noch etwas luftigeren By Design steht die Frage “Why does everything that matters feel so unsure?” im Raum. Auch wer eine ausgeprägte Emo-Allergie hat, wird sich einer Atmosphäre wie in Wash Away kaum entziehen können, die nicht nur schön ist, sondern regelrecht erhaben. „Mit Asleep haben New Native eine wunderschöne Seenlandschaft gezaubert, auf deren Melodien man einfach nur so dahin treiben möchte, um sich für 40 Minuten dieser inneren Ruhe, die das Album ausstrahlt, hinzugeben“, hat das JMC Magazin wohl auch angesichts solcher Tracks sehr zutreffend geschrieben.
Dass es hier fast nirgends die offensichtliche Power gibt, die sonst so prägend für Gitarrenbands ist, stört in keinem Moment, wie Tied Down am deutlichsten zeigt: Das Schlagzeug zu Beginn, dann auch der Einsatz der Gitarre klingen wie ein Aufruf zu etwas mehr Engagement, aber der Gesang lässt sich davon nicht beeindrucken – und das ist gut so. Der beste Song ist On A Lighter Note, das nur mit Gitarre und Gesang beginnt und dann noch intensiver wird, als das Schlagzeug einsetzt. Das klingt wie Biffy Clyro in verträumt – wer hätte gedacht, dass solch ein Konzept eine gute Idee sein könnte?