Bill Murray sitzt schon wieder auf dem Sofa. Murray schaut mürrisch. Er kann gar nicht anders. Er hat inzwischen nur noch diesen einen Gesichtsausdruck, der am Lauf der Dinge zweifelt, und dessen Unabänderlichkeit doch akzeptiert. Ein ganzes Stück Weisheit steckt darin, aber kein bisschen Glück.
Was ihn bedrückt: Er sitzt in Japan und versteht weder Land noch Leute. Das ständige Lächeln, die grellen Farben, das Karaoke-Singen, die Sucht nach Neuem – all das ist ihm fremd, Lost in Translation, wie der grandiose Film heißt, in dem Murray sich in Tokio wie ein Außerirdischer fühlt.
Es ist diese Mischung aus Traditionsbewusstsein und Technologiewahn, die auf Nichtjapaner wie Murray befremdlich wirkt. Und die bei Lexus, der Edelmarke von Toyota, zur Firmenphilosophie erhoben wurde. So soll die hauseigene Designlinie „L-Finesse“, schon beim E-Klasse-Konkurrenten GS umgesetzt und nun auch auf den kleineren IS angewandt, nicht bloß knackige und markante Autos hervorbringen. Sie soll auch „wesentliche Grundzüge der japanischen Kunst und Kultur“ integrieren, Ästhetik und Werte des Landes vermitteln.
Das ist vielleicht ein bisschen viel verlangt von einem Fahrzeug. In jedem Fall aber ist der Lexus IS ein bildschönes Auto geworden. Durch seine flache Dachlinie und extrem kurze Überhänge vorne strahlt er Eleganz, Klasse und Dynamik aus – schon im Stand.
Beim Fahren macht die Limousine deutlich, was „Premium“ in der Mittelklasse bedeutet: sagenhafte Laufruhe. Verarbeitungsqualität, bei der man die Japaner auf ihrer Suche nach Perfektion schon sehr nahe am Ziel wähnt. Hervorragender Bedienkomfort. Und eine Serienausstattung, die mit zehn Airbags (Lexus-Pressesprecher Karsten Rehmann: „Da werden Crashtests für die Dummies zur Kissenschlacht“), ABS, ESP, Tempomat, Klimaanlage sowie einer exzellenten Audioanlage die Konkurrenten wie Audi A4, 3er BMW oder die Mercedes-C-Klasse in den Schatten stellt.
Bemäkeln kann man am IS (neben der unverständlichen Praxis, die meisten Extras nur im Paket zu verkaufen) eigentlich nur das geringe Platzangebot für Kopf und Beine im Fond. Aber dort will man ohnehin nicht sitzen – sondern am Steuer. Das Lenkrad möchte man nie mehr loslassen, das vorzügliche neue Sechsgang-Getriebe macht Schalten zum Vergnügen. So überzeugt der IS auch in punkto Fahrspaß, wozu auch das straff abgestimmte Fahrwerk beiträgt.
Zwar stehen für den europäischen Markt nur zwei Motorisierungen zur Wahl, doch die sind laut Rehmann „genau auf die Zielgruppe zugeschnitten“. Erstmals gibt es einen Lexus mit Selbstzünder. Der 2,2-Liter Dieselmotor mit 177 PS und serienmäßigem Partikelfilter ist aus dem Toyota Avensis bekannt. Die gering erscheinende Leistung macht der Vierzylinder durch Drehmoment wett: 400 Newtonmeter sind der Spitzenwert in der Klasse. Zweite Antriebsvariante ist ein Sechszylinder-Benziner mit 2,5 Litern Hubraum. 208 PS liegen beim IS 250 an der Hinterachse an, im Gegensatz zum Diesel gibt es hier auch eine Automatik.
Auch hinsichtlich der Sicherheit wird die Nippon-Neuheit höchsten Ansprüchen gerecht: Einen Zweikammer-Beifahrer-Airbag hat kein anderer Hersteller, den richtigen Abstand zum Vordermann regelt der Lexus IS auf Wunsch (gegen 3400 Euro Aufpreis und nur beim Benziner) per Radar von selbst, das integrierte Fahrdynamik-Management VDIM greift in Grenzsituationen subtil, aber wirkungsvoll ein.
Die ausgewogene Mischung aus Komfort und Dynamik, aus Eleganz und Kraft, mag besonders japanisch sein. Auf jeden Fall ist sie beim Lexus IS Weltklasse. Und man sitzt noch lieber darin als Bill Murray auf seinem Sofa.