Künstler | Odd Couple | |
Album | Universum Duo | |
Label | Geld Records | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
„Überall liegt Glück rum, fast wie Viehfleisch“, heißt eine Zeile im erstem Lied dieses Albums. Jascha Kreft und Tammo Dehn, die beiden Männer hinter Odd Couple, haben ihre persönliche Ration davon in Berlin gefunden. Dorthin kamen sie, als die Ahnung immer größer wurde, dass es mit einer Musikkarriere im heimischen Ostfriesland schwer werden könnte. Dass die Hauptstadt für sie kein reines Paradies ist, kann man gegen Ende der Platte in Zimmerflucht hören, das den Dschungel von Berlin beschreibt, als defekte Umwelt mit nicht sehr nützlichen Tieren. Trotzdem war der Ortswechsel für das Duo die genau richtige Entscheidung. Denn was sie innerhalb der drei Vorgänger It’s A Pressure To Meet You, Flügge und Yada Yada aufgebaut haben und jetzt mit Universum Duo unterstreichen, ist ein Verdienst, das die wenigsten Bands für sich reklamieren können: Odd Couple klingen wie niemand sonst.
Es gibt auch auf ihrem vierten Album trockene Drums und plakative Riffs wie im schon erwähnten Opener 10 Bier bitte. Es gibt irre Texte, wie etwa ein paar Verse aus Über den Zaun fressen zeigen: „Du bist eine Redensart / die jeder gerne vergisst“, heißt es da – und man spürt genau, was damit gemeint ist. Es gibt Songs, die unsagbar cool sind wie Brauchst du nicht (so etwas wie der Hit auf dieser Platte), und zugleich Nerd-Kram wie den Album-Abschluss Raumspace, in dem sich Raum und Zeit wirklich aufgelöst zu haben scheinen.
So viele Widersprüche und so viel Durcheinander entstehen nicht nur durch das Aufeinandertreffen von Küste und Kiez, Provinz und Metropole. Die Arbeitsweise von Odd Couple spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Sie wechseln sich an den Instrumenten und beim Gesang ab, auch bei den Kompositionen geht es hin und her: „Jeder schreibt erstmal für sich. Dann spielen wir mit den Ideen Ping-Pong. Mit Instrumentals, Moods, Riffs. Daraus entstehen dann Schritt für Schritt die Songs“, erklären sie.
Mit an Bord war diesmal Produzent Olaf O.P.A.L. (International Music, The Notwist, Juli), er hat die kraftvollsten Momente von Universum Duo (benannt nach der ersten Orgel, auf der Kreft und Dehn gemeinsam musiziert haben, auch wenn sie nun auf dieser Platte nicht mehr erklingt) noch strahlender gemacht. Wand gehört dazu, trotz der Behauptung: „War schon immer ohne Fahrplan.“ Auch Sentimental (wahrscheinlich geht es darin ums Leben auf Tour) ist sagenhaft wuchtig. Geld steht in der Tradition etlicher Odd-Couple-Klassiker mit einem wunderbaren Slogan, hier heißt er: „Geld ist nur ein Problem, wenn man keins hat.“ Einzelne Passagen darin würden zu Franz Ferdinand oder den Arctic Monkeys passen, aber in dieser Kombination ist das einmalig.
Dass Odd Couple zwar Dada und schräg sind, aber keineswegs Spinner, zeigt nicht nur die Tatsache, dass Universum Duo auf ihrem eigenen Label erscheint, sondern auch die kluge Dramaturgie der Platte. Das ruhigere Fahr ich in den Urlaub rein erweist sich dabei als wichtiger Moment des Luftholens, das durchgeknallte Dübelmann als vierter Song ist ein Highlight zum genau richtigen Zeitpunkt und wirkt wie fünf Lieder in einem. „Ich bin der Dübelmann / ich schlag die Dübel in die Wand“, lassen sie uns wissen, es gibt darin aber auch die Mahnung: „Ein Leben vor dem Tod; Es gibt Leute, die glauben das wirklich!“
„Als wir angefangen haben, die Texte zu schreiben, habe ich zur Entspannung jede Menge Dokus über das Universum geschaut“, gibt Tammo Dehn einen kleinen Einblick in die Entstehungsweise solcher Inhalte „Dabei fühlt man sich, als wäre man nichts. Als wäre es überhaupt nicht wichtig, was man macht. Das ist sehr befreiend.“ Auch das belegt, wie gut Odd Couple eine sehr unmittelbare Wirkung mit einem sehr hintergründigen Reiz verbinden können. „Im Gehirn wird’s langsam hell“, heißt eine Zeile im umwerfenden A Dada – und genau so klingt diese Band auch.