Odd Couple – „Yada Yada“

Künstler Odd Couple

Odd Couple Yada Yada Kritik Rezension
Auf „Yada Yada“ sind Odd Couple erstmals zu dritt.
Album Yada Yada
Label Cargo
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

Es gibt diesen Moment in Stiff. Es ist der dritte Song auf Yada Yada, der erste, in dem Odd Couple hier auf Englisch singen, zu einem Sound nicht weit weg von Oi-Punk. Dann werden auf einmal ein Groove, eine Kraft, eine Originalität und eine Eingängigkeit präsent, dass man etwa an The Hives denken muss und merkt: Hier hat sich eine gute Band nicht nur erfreulich weiterentwickelt, sondern genau ihre bisherigen Stärken erkannt und auf denkbar coolste Weise ausgebaut.

Das bestätigen die weiteren acht Songs auf dem heute erscheinenden dritten Album der Band aus Berlin. Robotik ist der einzige weitere englische Track, er klingt wie Franz Ferdinand auf Betablockern. Das repetitive, freischwebende, psychedelische Fangdannan wird ein Plädoyer fürs Treibenlassen. Vielfraß könnte von Monster Magnet sein, wenn die über eitlen Liebeskummer singen würden („Ich war ein Niemand ohne dich / und das war gut so“) statt über Weltallgottmütterficker. Westend erzählt wie narkotisiert vom Leben am Limit als Illusion: „Mit 130 Sachen / nachts durch Berlin / Haus und Garten, Auto / alles nur geliehen.“

Zu Tammo Dehn und Jascha Kreft ist mittlerweile Dennis Schulze als drittes Mitglied von Odd Couple gestoßen. Im Vergleich zum Vorgänger Flügge ist der Sound etwas elektronischer geworden, zugleich aber die Gitarrenarbeit präziser. Unverändert ist die Zielrichtung. „Von Dreien, die auszogen, das Flüchten zu verlernen. Und vor allem das Schwafeln“, spricht der Presstext zu Yada Yada, und in der Tat haben die Texte eine enorme Treffsicherheit, ohne dabei über-explizit zu werden.

Die Vorab-Single Katta erzählt wohl von Überdrehtsein, Hyperventilieren und Always On als Lebensprinzip, das womöglich bloß eine Besinnung und ein Innehalten verhindern soll, dessen Ergebnis wahrscheinlich lauten würde: „Mein Leben ist leer.“ Sänger und Schlagzeuger Tammo Dehn fasst das Thema des Lieds so zusammen: „Immer nach vorne preschen – egal in welche Richtung. Und wenn man dann was getrunken und definitiv zu viel geraucht hat, kommt einem alles so obsolet vor. Aber man will ja immer gut da stehen, auch wenn eigentlich nichts mehr zu einem vordringt. Und das Wichtigste ist ja sowieso, dass man seine Zeit nicht mit irgendetwas Sinnlosem vergeudet oder gar stagniert. Trotzdem gibt es immer wieder Leute, die denken, man hätte seine Bestimmung gefunden.“

Rund um die Zeile „Du weißt, wer mein liebstes Mädel ist“ bauen Odd Couple mit Gib mir das einen Song über einen ziemlich aggressiven Flirt, über Begehren und Überredungskunst, die zum Betteln wird, wenn sie nicht funktioniert. Bokeh 21, das am Beginn von Yada Yada steht, handelt vordergründig von einer Begegnung mit einem Obdachlosen, dem „die Reifenspuren des Lebens” eingebrannt sind. Auf einer etwas höheren Ebene geht es um die Großstadt, ihr Elend und die Notwendigkeit, sich dagegen manchmal abzuschotten („Was kümmert‘s mich / es geht mir gut“). Der Beat ist entsprechend unerbittlich, die Gitarre kaputt, das „Ahahaha“ ein müder Versuch des Selbstbetrugs, die Ästhetik kühl wie die Computerstimme am Ende.

Der Titelsong Yada Yada nimmt offensichtlich Menschen ins Visier, die selbst keinen Plan, keine Orientierung und keine Überzeugung haben, und sich dann an andere Leute oder eine Bewegung heran parasieren, die all das liefern soll. „An deinem eigenen Weg führt kein Weg dran vorbei“, schleudern Odd Couple ihnen entgegen. Man kann nur bewundern, wie konsequent und weit sie dieses Credo als Band bisher umgesetzt haben.

Eine Vorliebe für abgelegene Orte offenbart das Video zu Katta.

Im April sind Odd Couple auf Konzertreise.

02.04.2018 Dresden, Ostpol
04.04.2018 A-Wien, dasBach
05.04.2018 München, Milla
06.04.2018 CH-Zürich, Gonzo
11.04.2018 Köln, Bumann & Sohn
13.04.2018 Hamburg, Übel & Gefährlich
15.04.2018 Berlin, Urban Spree

Website von Odd Couple.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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